Ford Escort RS 2000 gegen Porsche 914/6: Sport-Helden der 70er
- Rallye-Brutalo Ford Escort RS 2000 trifft auf Mittelmotorflunder Porsche 914/6
- Im Porsche 914/6 kommt man schnell ins Schwärmen
- Stark optimierter Vierzylinder im Escort RS 2000
- Im Vergleich mit dem 914/6 war und ist der Escort RS 2000 ein Schnäppchen
- Technische Daten von Ford Escort RS 2000 und Porsche 914/6
- Fazit
Ford und Porsche miteinander zu vergleichen, mag in den Augen der jeweiligen Markenfans ein Sakrileg sein. Aber gerade zu Beginn der Siebzigerjahre gab es zwei Modelle, die nicht nur technisch und fahrdynamisch relativ eng zusammenlagen, sondern beide auch gleichermaßen sportliche Emotionen freisetzten: Auf der einen Seite der Kölner Verkaufsschlager Escort in der sorgfältig nachgeschärften RS-Version, auf der anderen die in Stuttgart endmontierte Sechszylinder-Version des Porsche 914. Beide Kandidaten besitzen einen Zweiliter-Motor.
Im Ford liegen serienmäßig 100 PS (74 kW) an, während es beim Porsche 110 PS (81 kW) sind. Ein Leistungsniveau, das seinerzeit durchaus respekteinflößend wirkte, zumal in Kombination mit einem Gewicht von jeweils deutlich weniger als 1000 kg. Letzte Zweifel am sportiven Anspruch räumte Ford im Sinne seiner RS-Kundschaft aus, indem man dem ohnehin schon grimmig dreinschauenden Escort außerdem Zusatzscheinwerfer und Rallyestreifen mitgab. Macho-Allüren, die Porsche nicht nötig zu haben glaubte.
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Rallye-Brutalo Ford Escort RS 2000 trifft auf Mittelmotorflunder Porsche 914/6
Das Modell 914 besaß von Beginn an den natürlichen Nimbus eines reinrassigen Mittelmotor-Sportwagens. Das galt auch für die Versionen mit den schwächeren Vierzylinder-Boxermotoren von VW, welche sich äußerlich nur bei genauer Betrachtung von der Topversion mit Sechszylinder unterscheiden ließen. Es ist schon eine Wonne, diesen unvergleichlich klar gezeichneten Klassiker von allen Seiten zu betrachten. Ultraflach, breit und kraftvoll kauert er auf seinen vergleichsweise großen 15-Zoll-Rädern, mit kurzen Überhängen der Karosserie nach vorne und hinten. Es fällt schwer, eine Schokoladenseite zu definieren: Die Flanke vielleicht, wenn das Targadach ausgebaut und im Kofferraum verstaut ist? Oder von vorne, mit der wunderbar ruhig gezeichneten glatten Front, von einer chromblitzende Stoßstange geschmückt, ungestört von den unsichtbar eingeklappten Scheinwerfern?
Passendes Zubehör für den Klassiker:
Dagegen wirkt der Escort tatsächlich wie ein Draufgänger. Doch abwarten. Das Blatt wendet sich spätestens beim Kavalierstart an der Ampel. Schaltet diese auf grün, fällt Porsche-Besitzenden kurzzeitig das souveräne Sportwagenfahrer-Lächeln aus dem Gesicht. Denn der Escort RS 2000 beschleunigt besser. Nach Werksangaben sind es zwar nur wenige Zehntelsekunden, die er seinem formvollendeten Rivalen bis 100 km/h abnimmt. Doch aus den zugesicherten 9,9 s für den Standardsprint im 914/6 können schnell deutlich mehr werden, wenn die Person am Porsche-Steuer nämlich mal wieder den ersten Gang nicht findet und mit einer Mischung aus Verdruss und Hilflosigkeit mit dem langen Schalthebel im völlig unergründbaren Sumpf des Getriebes (Das sind die No-Gos beim Schaltgetriebe) herumstochert.
Im Porsche 914/6 kommt man schnell ins Schwärmen
Falls der mit einem sensationell zu schaltenden Sportgetriebe gesegnete Ford noch nicht über alle Berge ist, besteht dann nur noch die Hoffnung, diesen auf der Autobahn wiederzutreffen. Denn dort ist bereits bei 177 km/h Schluss für den Escort – ein Tribut an die 15 cm höhere Limousinen-Karosserie, die allerdings auch mehr als den im Porsche erlaubten zwei Personen Platz bietet. Der zweisitzige 914/6 hingegen duckt sich bei einer Höhe von nur 1,24 m unter dem Wind hindurch, legt noch einen Zahn und einen Gang zu und gibt im Fünften bis zu einem Topspeed von 201 km/h weiter Gas. Schon wieder ist es Zeit für eine kleine Schwärmerei. Denn auch mehr als fünf Jahrzehnte nach seiner Auslieferung besticht der Porsche mit einem Mix aus Funktionalität, Fahrspaß und Komfort, der begeistert. Man kann mit diesem Oldtimer (Diese Autos bekommen 2025 das H-Kennzeichen) auch bei hohem Tempo immer noch gut mithalten im Verkehr und fühlt sich dabei sicher.
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Dafür sorgt das stabile Fahrwerk mit Einzelradaufhängung und Scheibenbremsen (Diese Bremssysteme gibt es) rundum, das den 914/6 in engen Kehren wie in schnellen Autobahnkurven sicher auf Kurs hält. Der Ford Escort RS vermittelt da einen ganz anderen Fahreindruck. Mit Trommelbremsen hinten, Starrachse, Längsblattfedern und im Vergleich zu seinen zahmeren Artgenossen mit härteren Bilstein-Dämpfern ausgestattet, will er stets mit fester Hand auf Kurs gehalten werden. Das gilt erst recht für unser Fotomodell, das einige typische, zeitgenössisch stimmige Modifikationen erhalten hat. Statt der serienmäßigen 165er Reifen auf Stahl-Sportfelgen rollt es auf bildschönen geschraubten BBS-Alus der Größe 13 Zoll mit 185er Reifen.
Stark optimierter Vierzylinder im Escort RS 2000
Komfort war für Besitzer Andreas Catta aus Waldems Nebensache, Handling-Qualitäten und mehr Motorleistung hingegen Trumpf. In seinem Escort RS 2000 sitzt man perfekt eingeschalt und festgezurrt in einem Recaro-Sportsitz, von dessen Seitenführung man auf den rutschigen Sesseln des 914/6 nur träumen kann. Das griffige Sportlenkrad aus dem RS-Programm steht relativ flach und nah vor der Brust, wiederum ganz im Gegensatz zu dem großen dünnen und beinahe senkrecht montierten Lenkradkranz im Porsche. Allerdings ist die Sitzposition relativ hoch.
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Mit Drehen des wie im Porsche links sitzenden Zündschlüssels meldet sich der stark optimierte Vierzylinder zu Wort. Unbehandelte RS waren schon bald nach der Auslieferung selten, dafür war die mögliche Leistungssteigerung einfach zu einfach und zu verlockend. Und schließlich nahmen es viele der 5200 RS-Kaufenden 1973 und 1974 ernst mit der Bezeichnung, die ja für Renn- beziehungsweise Rallyesport stand. Im Falle unseres Fotomodells flog die Serien-Kurbelwelle raus zugunsten eines geschmiedeten Exemplars aus Stahl. Die Verbindung zu den geschmiedeten Kolben stellen neue H-Schaft-Pleuel her, weiter oben sorgt ein komplett bearbeiteter Zylinderkopf (So macht sich ein defekter Zylinderkopf bemerkbar) mit scharfer Nockenwelle für mehr Leistung und höhere Drehzahlen.
Im Vergleich mit dem 914/6 war und ist der Escort RS 2000 ein Schnäppchen
Das Gemisch bereiten zwei 44er Weber-Vergaser (So funktioniert die Vergaser-Technik) auf. Das Ergebnis ist erwartungsgemäß beeindruckend, auch wenn es nicht ganz das Niveau des in Classic Cars Heft 12/2016 vorgestellten Escort RS im Gruppe-2-Trimm erreicht. Der Motor dreht und dreht und dreht, begleitet von einem lustvollen Ansaug-Schlürfen in Kombination mit wildem Auspuff-Fauchen. Eigentlich gehört so ein Auto spätestens vor der zweiten Kurve quergestellt, um dann im Drift mit der hundeknochenförmigen Frontmaske voraus mächtig Staub aufzuwirbeln. Für solche Zwecke hielten die RS-Händler von Ford ein ganzes Arsenal an Tuningartikeln bereit: Fahrwerksteile, größere Vergaser, Zusatzkühler, stärkere Bremsen, Sportfelgen und -abgasanlagen sowie Kotflügelverbreiterungen.
Fairerweise müsste man bei diesem Vergleich die Kosten für derlei Zubehör auf den Kaufpreis aufschlagen. So schrumpft dann der Abstand zum Porsche 914/6, der seinerzeit ansonsten satte 8000 Mark teurer war. Und das bereits vier Jahre früher, denn als der Ford Escort RS 2000 herauskam, wurde der 914/6 mit dem feinen Sechszylindermotor aus dem Porsche 911 T schon nicht mehr gebaut. Zu groß war die hausinterne Konkurrenz durch den immer mehr erstarkenden Elfer, obwohl ein 911 T 2.2 trotz 15 PS (11 kW) – und 130 kg mehr – auch nicht schneller war. Umgekehrt war allerdings ein Vierzylinder-914 2.0 mit seinen 100 Einspritz-PS (74 kW) auch nicht viel langsamer. Nach nur knapp drei Jahren Bauzeit war deshalb Schluss für den 914/6. Der Ford Escort RS 2000 wurde sogar nur anderthalb Jahre lang gebaut. Beide Sportskanonen sind heute absolute Raritäten, die hoch gehandelt werden.
Auch interessant:
Technische Daten von Ford Escort RS 2000 und Porsche 914/6
Classic Cars 11/2017 | Ford Escort RS 2000 | Porsche 914/6 |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/2 | 6/2 |
Hubraum | 1955 cm³ | 1991 cm³ |
Leistung | 74 kW/100 PS 5700/min | 81 kW/110 PS 5800/min |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 146 Nm 3750/min | 157 Nm 4200/min |
Getriebe/Antrieb | 4-Gang-Getriebe/Hinterrad | 5-Gang-Getriebe/Hinterrad |
L/B/H | 3984/1572/1391 mm | 3985/1650/1240 mm |
Leergewicht | 915 kg | 940 kg |
Bauzeit | 1973-1974 | 1969-1972 |
Stückzahl | ca. 5200 | 3338 |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 9,5 s | 9,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 177 km/h | 201 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 10,4 l S | 9,0 l S |
Grundpreis (Jahr) | 11.790 Mark (1974) | 19.980 Mark (1969) |
Der scharfe Ford Escort RS 2000 macht Spaß auf die wilde Art, und das vergleichsweise zum Schnäppchenpreis. Der Mittelmotor-Porsche 914/6 ist dagegen ein Design-Leckerbissen mit Stil.