Renault Sport Clio V6 & Beetle RSi: Ausnahme-Kompaktsportler
Diese beiden kommen von der Piste auf die Straße
- Renault Sport Clio V6 und VW New Beetle RSi überzeugen mit radikalem Auftritt
- Die Sportsitze des Beetle RSi fixieren die Personen an Bord
- Im Clio V6 lassen sich gigantische Querbeschleunigungen erzielen
- Beide Kompaktsportler sind streng limitiert
- Technische Daten von Renault Sport Clio V6 und VW New Beetle RSi
Rückblick auf den Test der AUTO ZEITUNG Heft 10/2001: Das kommt dabei heraus, wenn die werkseigenen Rennsport-Abteilungen harmlose Geschöpfe wie den Renault Clio oder den VW New Beetle in die Finger bekommen: zwei kraftstrotzende Mutanten a la Renault Sport Clio V6 und VW New Beetle RSi, die jedem Porsche die Schau stehlen.
Normal ist das nicht: Renault Clio und VW New Beetle zählten bisher zur Kategorie der lieblichen Autos – rundliches, wohlgefälliges Design, nett anzuschauen und besonders bei Frauen beliebt. Und dann so was: Zwei fauchende Sechszylinder-Ungetüme, beide weit über 200 PS (147 kW) stark, kommen in extrabreiter und wildbespoilerter Aufmachung daher. Die Form ihrer zivilen Namensgeber lassen Renault Sport Clio V6 und VW New Beetle RSi nur noch ansatzweise erkennen.
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Renault Sport Clio V6 und VW New Beetle RSi überzeugen mit radikalem Auftritt
Ebenso radikal wie sein optischer Auftritt ist die Konstruktion des Clio V6. Wie seine Brüder aus dem Clio-V6-Cup folgt er dem Konzept Mittelmotor plus Heckantrieb. Dort, wo jeder andere Clio die lieben Kleinen zum Kindergarten und die Einkaufstaschen nach Hause kutschiert, macht sich – reiner Selbstzweck – ein 226 PS (166 kW) starker Drei-l-V6-Motor breit. Das hinter dem Fahrenden platzierte Triebwerk bringt zwar Vorteile bei der Gewichtsverteilung und begünstigt eine niedrige Schwerpunktlage, führt aber zu Kühlungsproblemen. Dieses Problem löste man optisch eindrucksvoll durch großzügige seitliche Lüftungskiemen, die den Clio – einem gefährlichen Raubfisch gleich – sehr aggressiv erscheinen lassen.
Etwas konventioneller mutet dagegen der Beetle RSi an. Wie im normalen Beetle findet man hier den Motor unter der gewohnt rundlichen vorderen Haube. Der 3,2-l-V6 mit 224 PS (165 kW) füllt den Motorraum trotz seiner extrem kompakten Bauweise bis auf den letzten Kubikzentimeter aus. Augenfälligstes Merkmal des VW New Beetle RSi ist jedoch das mit besonders üppigem Luftleitwerk ausgestattete Heck. Es zerstört zwar brutal die typische Käferlinie, hält den RSi aber auch bei Maximaltempo auf dem Boden der Tatsachen.
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Die Sportsitze des Beetle RSi fixieren die Personen an Bord
Doch bevor von Tempo die Rede sein kann, heißt es erst einmal Platz nehmen. Das fällt im Beetle gar nicht so leicht, denn zunächst gilt es, die unnachgiebigen Seitenwangen der Sitze zu überwinden. Die in orangefarbenem Leder bezogenen Recaro-Schalen fixieren Fahrer:in wie Beifahrer:in in einer unverrückbaren Position mit herrlichem Ausblick auf eine edel in Alu gefasste Runduhrensammlung, umrahmt von echten Carbon-Verkleidungen. Von solch handwerklicher Perfektion können Clio-Fahrer:innen nur träumen. Sie müssen sich mit schnödem Plastikstandard begnügen. Lediglich die bequemen Sportsitze im Alcantara-Ledergewand heben das Niveau etwas an.
Die Entschädigung dafür folgt nach dem Dreh am Zündschlüssel. In sonorer Tonart schmeichelt sich der Clio-V6 von hinten ins Ohr des Fahrenden. Ein sanftes Antippen des Gaspedals beantwortet das Aggregat mit blitzartig ansteigender Drehzahl, begleitet von schlürfenden Ansauggeräuschen. Erwartungsgemäß bringt der Sechszylinder den Clio äußerst zügig in Fahrt. Beim Durcheilen der sechs exakt schaltbaren Gänge fällt allerdings eine gewisse Müdigkeit im oberen Drehzahlbereich auf, so gar nicht passend zum sportlichen Charakter.
Im Clio V6 lassen sich gigantische Querbeschleunigungen erzielen
Beim Beetle RSi hingegen spielt sich das krafterzeugende Geschehen weiter vorn unter der Motorhaube ab. Lediglich das tieffrequente Grummeln lässt die Dynamik erahnen, die in den 3,2 l Hubraum steckt. Bis zu 320 Nm treiben den Überkäfer geradezu ruckartig aus dem Stand nach vorn. Doch auch vom RSi würde man oberhalb von 5500 Touren deutlich mehr Temperament erwarten. Solange der Asphalt trocken ist, lassen sich mit dem Renault Sport Clio V6 geradezu gigantische Querbeschleunigungen erzielen. Das Einlenken in und Herausbeschleunigen aus Kurven klappt wie am Schnürchen. Der Grenzbereich liegt so hoch, dass man diesen tunlichst nur auf der Rennstrecke ausloten sollte. Denn wenn die 17-Zoll-Räder – zum Beispiel bei Lastwechseln – ihren Grip verlieren, wirds heikel und der Clio zur Heckschleuder.
Da gibt sich der Beetle wesentlich gelassener. Dank Allradantrieb und ESP bringt er die gebotene Leistung selbst bei Nässe sicher auf die Straße, wobei er sich nicht ganz so spielerisch um die Ecken dirigieren lässt wie der leichtere Clio. Dennoch fühlt man sich mit beiden Boliden erst auf der Rennpiste so richtig wohl. Sowohl längere Autobahnetappen als auch Stadtfahrten sind in beiden ein Gräuel – zu laut, zu unkomfortabel. In der City lauern dazu noch ganz andere Gefahren wie spoilermordende Bordsteine oder Parkhäuser, die gerade für den Renault wegen seines Lkw-mäßigen Wendekreises schnell zur Falle werden.
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Beide Kompaktsportler sind streng limitiert
Wer sich nun ernsthaft für den Beetle RSi interessiert, wird angesichts des extrem hohen Preises (135.930 DM/69.501 Euro) zurückschrecken. Die Kleinserie von nur 250 Stück ist ohnehin bereits ausverkauft, wovon ein Großteil allerdings an diverse VW-Händler geht, die sich möglicherweise von dem guten Stück wieder trennen würden. Tröstlich die Nachricht, dass es den RSI-Antrieb in Zukunft mit etwa 240 PS (177 kW) auch im VW Golf und im Audi TT geben soll. Besser sieht die Versorgungslage bei Renault aus. Die geplanten 5000 Clio V6 sind noch nicht ausverkauft. Wer jetzt einen bestellt, muss jedoch unter Umständen viele Monate darauf warten. Denn die Liefertermine werden unter der Kundschaft verlost.
Technische Daten von Renault Sport Clio V6 und VW New Beetle RSi
AUTO ZEITUNG 10/2001 | Renault Sport Clio V6 | VW New Beetle RSi |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 6/4 | 6/4 |
Hubraum | 2946 cm³ | 3189 cm³ |
Leistung | 166 kW/226 PS | 165 kW/224 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 300 Nm 3750/min | 320 Nm 3000/min |
Getriebe/Antrieb | 6-Gang-Getriebe/Hinterrad | 6-Gang-Getriebe/Allrad |
L/B/H | 3803/1810/1351 mm | 4100/1810/1475 mm |
Leergewicht | 1610 kg | 1610 kg |
Bauzeit | 2001-2005 | 2000-2003 |
Stückzahl | 2.935 | 250 |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 6,7 s | 6,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 235 km/h | 225 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 11,2 l S | 11,9 l S |
Grundpreis (Jahr) | 75.104 Mark (2001) | 135.930 DM (2001) |