VW Golf 4 R32: Kompakthammer mit Allrad, DSG und VR6
Der R32 ist der ultimative Golf 4
Einen derartig schnellen Golf hatte man bis dato nicht gesehen: Mit Allradantrieb, 3,2-l-VR6 und neu eingeführtem DSG hatte man den spießigen Spaltmaß-Spezi VW Golf 4 zum bärenstarken VW Golf R32 trainiert.
Die Geschichte wiederholt sich bekanntlich gerne, so auch im Falle des VW Golf. 1976 plante VW eine gewisse Sport-Golf-Sonderserie namens GTI, die auf 5000 Exemplare limitiert werden sollte. Stattdessen fertigte die Marke nahezu 500.000 Golf 1 GTI, bis 1983 die zweite Golf-Generation übernahm. 19 Jahre später war das große Kürzel im Wolfsburger Marketing-Morast versunken und schon längst nicht mehr die sportliche Speerspitze von einst. Diese Rolle erbte fortan der VW Golf 4 R32, dem die Verantwortlichen ebenfalls nur eine Stückzahl von 5000 zutrauten. Und auch dieses Mal überstieg die Nachfrage die Produktion bei Weitem, sodass am Ende mehr als doppelt so viele R32, nämlich 12.000, an die glückliche Kundschaft ausgeliefert wurden.
Mit dem Unterschied nur, dass sie bei VW den Leuten nicht mehr beschwichtigend versichern mussten, dass 110 PS (81 kW) selbst für Hausfrauen im Alltag problemlos zu beherrschen wären. Eher noch benötigte das neu eingeführte Direktschaltgetriebe ein paar erklärende Worte. Mit dem DSG hielt erstmals die Doppelkupplung Einzug in die Serie, nachdem Porsche die Technik 1984 mäßig erfolgreich bereits in der Sportwagen-WM erprobt hatte. Mit dieser Konstruktion stand der nächsthöhere und -niedrigere Gang stets ohne Zugkraftunterbrechung bereit. Oder mit anderen Worten: Das DSG ließ herkömmliche Schaltgetriebe und die noch immer komfortbetonten Wandlerautomaten ziemlich alt aussehen. 0,2 s nahm es dem Handschalter im R32 beim Sprint von 0 auf 100 km/h ab.
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Der VW Golf 4 R32 debütierte 2002 mit Allrad, DSG und VR6
Ans Getriebe angeschlossen hatte VW im Golf 4 R32 eine weitere (künftige) Legende: Der VR6-Motor hatte bereits im Golf Nummer drei ab 1991 für unerwartete Kraftausbrüche gesorgt, im R32 wuchs er auf 3,2 l an und schüttelte aus dem größten Golf-Hubraum aller Zeiten 241 PS (177 kW) und 320 Nm. Zwar nicht ganz neu, aber dennoch ein weiteres Ausrufezeichen war der Allradantrieb 4Motion, der den Kompaktsportler innerhalb von 6,4 beziehungsweise 6,6 s (Handschalter) auf 100 km/h beschleunigte. In Kombination mit der Höchstgeschwindigkeit von 247 km/h fuhr der Golf erstmals auf dem Niveau des Porsche 911 Carrera RS 2.7, der 20 Jahre zuvor noch das Nonplusultra der Elfer-Baureihe markiert hatte.
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Abgesehen vom strafferen, tiefergelegten Fahrwerk und dem Bedürfnis nach deutlich mehr als zehn Litern Super Plus auf 100 km bot der VW Golf 4 R32 weiterhin die altbekannte Alltagstauglichkeit. Sogar als Fünftürer war er ab 2003 erhältlich. Als Vorreiter der heutigen R-Palette nahm er aber nicht nur die enorme Leistungsfähigkeit vorweg, sondern auch den dezenten Auftritt. Unauffällig verbreiterte Radläufe, etwas muskulösere Stoßfänger, der fast schon niedlich anmutende Dachkantenspoiler sowie die 18-Zöller und die zweiflutige Abgasanlage lassen erst auf den zweiten Blick erkennen, wozu der Golf fahrdynamisch in der Lage ist. Im Innenraum hielt mit dem noch nicht allzu stilsicheren R-Logo samt karierter Flagge auf den Schalensitzen, dem Sportlenkrad und den Pedalen überraschend verspielte Details Einzug ins erznüchterne Softlack-Studio.
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Gut erhaltene Exemplare übersteigen den Neuwagenpreis
Dem 12.000 Menschen großen Kundenkreis war der obendrein satt bollernde VW Golf 4 R32 damals 31.950 Euro wert. Wofür man heute (Stand: November 2024) einen Basis-Golf mit Minimal-Ausstattung bekäme, hätte man damals zwei nackte VW Golf kaufen können. In gewisser Weise ist sich VW hier treu geblieben, denn auch der aktuelle R kostet etwa das Doppelte der Standardvariante. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist der limitierte R32 längst kein Schnäppchen mehr: Unter 20.000 Euro ist der Kompaktsportler kaum noch zu bekommen. Erste Exemplare durchbrechen sogar schon die 40.000-Euro-Marke.