Keine Marke hält so eisern am traditionellen Roadster-Konzept fest und definiert es doch immer wieder neu wie BMW. Der nostalgisch angehauchte BMW Z8 plädiert auf überzeugende Weise dafür, mehr Zeit an der frischen Luft zu verbringen.
Der BMW Z8 beweist, dass Retro nicht kitschig sein muss. Der Z8 ist der Boss, er stellt all seine Verwandten und die versammelte Konkurrenz in den Schatten. Er tritt großspurig und stimmgewaltig auf und bleibt dabei doch stilsicher. Er hat Kraft bis zum Umfallen und behält dennoch einen eleganten Laufstil. Er huldigt seinem Urahnen, dem Typ 507, und bewahrt trotzdem die eigene Persönlichkeit. Sein Interieurdesign zitiert ausgiebig das längst millionenschwere Vorbild und bleibt dabei dennoch ergonomisch auf der Höhe der Zeit. Retrodesign gelang selten überzeugender und glaubwürdiger als bei diesem Modellathleten im Maßanzug. Ein Standard-Z3 wirkt wie ein Bobbycar, wenn der Z8 neben ihm parkt. Noch größer sind die Unterschiede, sobald das Tier unter der Motorhaube aufwacht. Das Gebrüll dieses V8-Zylinders wirkt im Z8 völlig natürlich, er versteckt seine Muskeln nicht, er lässt sie spielen, und ihn dabei zu dirigieren, besitzt größten Unterhaltungswert.
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Der BMW Z8 überzeugt nicht nur mit V8-Kraft
Das fängt schon bei der Sitzposition an. Während man sich den BMW Z3 förmlich unter den Arm klemmt und den Z1 entert wie in ein Segelboot, versinkt man lässig im BMW Z8 wie in seinem Wohnzimmersessel, steckt den Zündschlüssel ins Schloss, schaltet schon mal die Armaturenbeleuchtung ein und betrachtet dann eine Zeit lang versonnen die Instrumente, ehe man zufrieden mit sich und der Welt die Kupplung tritt und den Riemen auf die Orgel wirft. Die Entscheidung zwischen Losfahren und Weiterträumen fällt nicht leicht, denn der Z8 will mit voller Konzentration und präzisem Timing gefahren werden. Der Motor nimmt so verzögerungsfrei Gas an, Lenkung, Schaltung und Bremsen arbeiten mit solch trockener Präzision, dass man sich sofort peinlich ertappt fühlt, wenn man mal einen Schaltvorgang vertändelt oder nicht punktgenau den Scheitelpunkt der letzten Kurve getroffen hat.
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Keine 6000 Exemplare entstanden in drei Jahren
Das Sechsgang-Schaltgetriebe wirkt übertrieben angesichts der Vehemenz, mit der ein Z8 bei herzhaftem Gaseinsatz aus niedrigsten Drehzahlen ans Werk geht. Wer im fünften Gang mit 60 dahintrudelt und dann bei leicht erhöhter Leerlaufdrehzahl das Gaspedal durchtritt, stürmt ohne zu schalten schneller auf Tempo 120 als ein bis zur Schmerzgrenze ausgedrehter BMW Z3 1.9. In der gleichen Zeit, die ein Z3 benötigt, um von 60 auf 80 km/h zu spurten, katapultiert sich der Z8 von 60 auf 100 km/h. Das oft gebrauchte Wort Beschleunigungsorgie hat hier tatsächlich seine Berechtigung. 5703 Exemplare des BMW Z8 wurden gebaut, darunter 555 Alpina-Versionen mit eigenem V8-Triebwerk und Automatikgetriebe – die einzig legitime Alternative zum beeindruckendsten Roadster, den BMW in den letzten 50 Jahren vom Stapel laufen ließ.
Technische Daten des BMW Z8
Classic Cars 03/2019 | BMW Z8 |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 8/4 |
Hubraum | 4941 cm³ |
Leistung | 294 kW/400 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 500 Nm 3800/min |
Getriebe/Antrieb | 6-Gang-Getriebe/Hinterrrad |
L/B/H | 4400/1830/1317 mm |
Leergewicht | 1585 kg |
Bauzeit | 2000-2003 |
Stückzahl | 5703 |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 4,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 15,8 l S |
Grundpreis (Jahr) | 235.000 Mark (2000) |
Fast alle großen Sportwagenhersteller haben eine eigene Roadstertradition, doch nur BMW traute sich, sie wiederzubeleben und dabei an der reinen Lehre vom prinzipiell offenen Zweisitzer mit leichtem Notverdeck festzuhalten. Der auf geniale Weise nostalgische Z8 samt großartigem V8 zitiert gekonnt historische Vorbilder und zeigt dabei einen eigenen Charakter. Als Power-Roadster mit höchstem Glamourfaktor sucht der Z8 seinesgleichen.