BMW 1602 Elektro: Stiller Held der Olympischen Spiele 1972
Der 1602 als Schrittmacher
Leise und unauffällig begleitete ein ganz besonderer BMW die Olympischen Spiele 1972: Der BMW 1602 Elektro ermöglichte den Blick in die ferne Zukunft.
Während die Olympischen Spiele 2024 in Paris (Frankreich) anlaufen, haben zwischen dem Eiffelturm und dem Arc de Triomphe längst Elektroautos ins Straßenbild Einzug gehalten – auch wenn sich der Staffelstab der Mobilität noch längst nicht ausschließlich in den Händen von Tesla & Co. befindet. In den 1970er-Jahren sah das Thema Elektromobilität noch gänzlich anders aus, geprägt von kurzen Reichweiten und kurzfristigen Experimenten. Doch es war das Jahr 1972, in dem der große Sportwettkampf der Völker erstmals nach dem Krieg in Berührung kam mit einem Batterie-elektrischen Automobil: dem BMW 1602 Elektro.
Die BMW-Ingenieursabteilung dachte über die schon seinerzeit an sich vielversprechende Alternative zum Verbrennungsmotor nach. 1972 stellte die Marke bei den Olympischen Spiele in ihrer Heimatstadt den BMW 1602 Elektro vor. Die Entwicklung hatte bereits 1969 begonnen, zwei Prototypen wurden gefertigt. Von außen sah die zweitürige Limousine (bis auf die Beschriftung) aus wie ein ganz normales Exemplar der beliebten 02-Modellreihe. Im Bug arbeitete jedoch nicht der bekannte 1,6-l-Vierzylinder, sondern hier waren zwölf Blei-Säure-Batterien und der Elektromotor untergebracht.
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Star bei den Olympischen Spielen 1972: der BMW 1602 Elektro
Waren die Varta-Akkus des BMW 1602 Elektro leer, konnten sie ausgetauscht werden – mithilfe eines Krans, da das komplette Paket 350 kg wog. Der von Bosch entwickelte Motor brachte eine Spitzenleistung von 32 kW (44 PS), die über ein Zwischengetriebe und die Kardanwelle auf die Hinterachse übertragen wurde. 30 km Stadtverkehr waren möglich, bei konstanten 50 km/h sogar 60 km. Das wäre für den Alltag zu wenig gewesen, sollte aber für Promotionszwecke reichen: Die beiden 1602 Elektro wurden vorrangig als Begleitfahrzeuge bei den Marathonläufen eingesetzt. Da fiel auch nicht auf, dass die Stromer mit der gefühlten Kraft eines Herzschrittmachers ähnlich hart zu kämpfen hatten wie die Olympionik:innen. Immerhin: Der BMW erledigt den Spurt von null auf 50 km/h in acht Sekunden, als Spitze sollen 100 km/h möglich sein.
Was heute gängige Praxis ist, war schon damals Bestandteil des Systems im BMW 1602 Elektro: Die beim Bremsen erzeugte Energie wurde in den Batterien gespeichert (Rekuperations- beziehungsweise Nutzbremse). Doch die schweren und großen Blei-Akkus in Kombination mit der geringen Reichweite machten noch während der Erprobungsphase klar, dass genau in diesem Bereich die wesentlichen Herausforderungen der Elektromobilität liegen würden. Hinzu kam die aufwändige Elektronik, die im Kofferraum untergebracht war und somit zu Lasten der Alltagstauglichkeit ging. Es hing also von der Entwicklung leistungsfähigerer Akkus sowie einer kompakteren Steuerung ab, ob und wann man über eine mögliche Serienfertigung nachdenken könnte.
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Der 1602 lieferte die Initialzündung für die heutigen i-Modelle
Die BMW-Verantwortlichen warteten indes nicht ab, was die Batteriehersteller aus ihren Erfahrungen machten. Sie sahen das 1602-Projekt vielmehr als ersten Entwicklungsansatz. Gemeinsam trieb man die weitere Entwicklung voran – zunächst mit umgerüsteten Serienfahrzeugen der verschiedenen 3er-Reihen, später dann mit dem komplett neu entwickelten Elektroauto E1. Mit ihrem Urahn, dem 1602 Elektro, haben sie zwar nicht mehr viel gemeinsam, aber der Prototyp von 1972 lieferte immerhin die Initialzündung: Mit den Modellen i3 und i8 hat die Elektromobilität 2013 bei BMW Einzug in die Serie gehalten.