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Lamborghini Countach: Preis & PS des Supersportlers

Keilomat, Countach

Tim Neumann Redakteur
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Inhalt
  1. Mit 375 PS sollte der Lamborghini Countach die 300 km/h knacken
  2. Motor und Fahrbarkeit wuchsen, der Topspeed nicht
  3. Der 25 Anniversary und die Karriere als Filmstar
  4. Preis: Früher 100.000 Mark, heute 500.000 Euro

Mitten in die Ölkrise hineingeboren von einer ohnehin schon heillos überforderten Firma, hätte es den Lamborghini Countach eigentlich nicht (lange) geben dürfen. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb schrieb der PS-starke Mittelmotor-Keil Geschichte.

Irgendwann musste dieser Streit eskalieren: Nachdem Lamborghini Ferrari mit dem Erstlingswerk 350 GT ans Bein gepinkelt und dann drei Jahre später mit dem Miura den roten Rennern die Ohrfeige des Jahrzehnts verpasst hatte, brodelte es gewaltig in Maranello. Commendatore Enzo Ferrari warf sogar seine geliebte Frontmotor-Bauweise über den Haufen, um dem aufmüpfigen Traktorenfabrikanten Ferrucio Lamborghini einen Denkzettel zu verpassen. Dessen Name: Ferrari 365 GT/4 BB. 1971 wurde der 380 PS (279 kW) starke und 300 km/h schnelle Bolide als Studie präsentiert, zwei Jahre später schlug der Berlinetta Boxer auf der noch nicht reglementierten Autostrada auf. In dieser Zeit reifte natürlich auch die Antwort im 30 km entfernten Sant'Agata Bolognese heran. Der Lamborghini Countach sollte nicht nur die Marke, sondern auch die Sportwagenwelt und nicht zuletzt die Kinderzimmer ab 1973 für immer verändern.

Das fing schon mit seinem Namen an: Countach (ausgesprochen: Kuntatsch) meinte keinen legendären Kampfstier wie so oft in den Annalen der Marke, sondern einen regional-piemontesischen Ausdruck für etwas Krasses, Heftiges. Geilomat könnten wir in Deutschland sagen, oder – wir bitten um Verzeihung – Keilomat. Laut Designer Marcello Gandini hatte ein Kollege bei Bertone so lange redselig gestaunt, bis der Schriftzug schließlich am Fahrzeugheck prangte. Staunen tun wir übrigens bis heute noch: Über die gut einen Meter flache Keilform, die nahezu nahtlos in die Frontscheibe übergeht. Über faszinierende Details wie die angeschnittenen Radhäuser oder die monströsen Luftschlitze. Und natürlich über die effektheischenden und doch notwendigen Scherentüren, die Gandini erstmals an der Studie Alfa Romeo Carabo ersann.
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Mit 375 PS sollte der Lamborghini Countach die 300 km/h knacken

Bis heute wirkt der Lamborghini Countach dadurch wie ein Ufo auf Rädern. Im deutschen VW-Käfer-Gewusel der 1970er muss sich dieser Eindruck noch viel roher und ungefilterter auf den Straßen materialisiert haben. Da bis 1990 aber lediglich etwa 2000 Exemplare entstanden, existierte der Supersportwagen vor allem in Magazinen, auf Postern in den besagten Kinderzimmern und natürlich im Auto-Quartett. Hier konnte der Stier stets seine Stärken, nämlich die technischen Daten, ausspielen. Da wäre zum Beispiel der aus dem Miura übernommene, aber nun längs statt quer eingebaute V12 mit anfangs 375 PS (275 kW). Ursprünglich sollte sogar ein Fünfliter-V12 mit bis zu 440 PS (328 kW) für gewaltigen Vortrieb sorgen, doch dessen Konstruktion hätte der noch jungen Firma vor der heraufziehenden Ölkrise endgültig den Garaus gemacht.

Glücklicherweise verfügte Lamborghini mit dem bereits bekannten Vierliter-Aggregat über einen der feinsten Motoren seiner Zeit. Er stammte in seinen Grundzügen noch aus dem Ur-Entwurf von Ex-Ferrari-Konstrukteur Giotto Bizzarrini zehn Jahre zuvor und wurde im Countach über sechs Weber-Doppelvergaser mit einer geradezu haarsträubenden Menge an Benzin gefüttert. In was für Fahrleistungen der Super-Keil den Spritkonsum ummünzen konnte, darüber herrscht eine ähnliche Ungewissheit wie über die tatsächliche Beziehung zwischen den vermeintlichen Streithähnen Enzo und Ferrucio.

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Motor und Fahrbarkeit wuchsen, der Topspeed nicht

Je nach Quelle sollen es 300, 310 oder gar 315 km/h Topspeed gewesen sein, doch in zeitgenössischen Tests kratzte selbst die Urversion des Lamborghini Countach mit schmalen Rädern, planen Kotflügeln und ohne Heckspoiler höchstens an der 290er-Marke. Mit den unzähligen Modellpflegen während der laufenden Produktion wurde zwar die Fahrbarkeit besser, nicht aber die Fahrleistung. Dabei profitierte die Marke von engagierter Kundschaft wie dem Ölmagnaten Walter Wolf, der die Entwicklung von drei Spezial-Countach aus eigener Tasche finanzierte, weil er mit seinem LP400 nicht zufrieden war. Die Erkenntnisse flossen in die Serie mit ein und brachten 1978 das S-Modell hervor, das mit mehr Bodenhaftung generierenden Spoilern ausgestattet war und durch seine ausgestellten Kotflügel deutlich breitere Reifen erlaubte.

Der 1982 eingeführte Lamborghini Countach LP5000S schlug in die gleiche Kerbe: Sein auf 4,8 l vergrößerter V12 kam zwar weiterhin auf 375 PS (275 kW), verfügte dafür aber mit 426 Nm über 65 Nm mehr Drehmoment. Der gestiegene Durchzug erlaubte wiederum eine längere Übersetzung zugunsten des Geräuschkomforts. Erst ein weiterer Ferrari, der Testarossa von 1984, veranlasste Lamborghini zur Rückkehr in den Geschwindigkeitsrausch. 1985 bewies der 5000 Quattrovalvole, dass der V12-Stier noch längst nicht zum alten Eisen gehört. Dank eines erneuten Hubraum-Schubs auf 5,2 l und der namensgebenden Vierventil-Technik mobilisierte dieser Countach plötzlich 455 PS (335 kW) und rannte beinahe echte 300 Sachen. Auch die tatsächliche Sprintzeit von 0 auf 100 km/h drückte der QV erstmals unter fünf Sekunden.

 

Der 25 Anniversary und die Karriere als Filmstar

Der Lamborghini Countach stehend von schräg hinten
Foto: Lamborghini

Das Finale der Baureihe läutete der neue Lamborghini-Eigner Chrysler 1988 mit dem Lamborghini Countach 25 Anniversary ein. Zum 25-jährigen Jubiläum der italienischen Firma schneiderte Horacio Pagani dem Supersportler ein neues Bodykit, das mit seiner Flut an Schlitzen aussah, als hätte der spätere Pagani-Gründer ein intensives Faible für Eierteiler gehabt. Aus technischer Sicht hatte man vor allem an der Fahrwerksgeometrie gearbeitet. 1990 übernahm dann der Diablo das Steuer, sodass der Countach sich voll und ganz auf seine Rolle als Filmstar konzentrieren konnte.

Ob beim "Cannonball Run" 1981 mit einer ganzen Batterie an Endrohren, als Schurkenmobil in "Miami Vice" (1984 bis 1989) oder im 2013er "Wolf of Wall Street" als fahrbarer Untersatz, der im Drogenrausch seines Fahrers Jordan Belfort (Leonardo DiCaprio) das Zeitliche segnen muss – auch auf den Bildschirmen symbolisiert der Lamborghini Countach das Extreme. Dieser Aura verfallen die Stars sogar privat: Rock-Röhre Rod Stewart besaß gleich mehrere und auch Modeschöpfer Ralph Lauren, F1-Champion Mario Andretti sowie der längst in den Weinanbau zurückgezogene Ferrucio Lamborghini konnten die Finger nicht vom Renner aus Sant'Agata lassen.

 

Preis: Früher 100.000 Mark, heute 500.000 Euro

Dass der Lamborghini Countach im echten Leben nicht selten ein übel zusammengeschusterter Haufen war, dessen Übersichtlichkeit noch mieser war als sein lächerlicher Wendekreis, sein V12 abseits der Autobahn regelmäßig überhitzte, die Elektronik ausfiel und das Auto je nach Ausbaustufe gerne mal aus der Spur tanzte, blieb der breiten Öffentlichkeit wegen seines Preises von 99.800 Mark (1974) und der geringen Stückzahl verborgen. Wer nicht die Mittel hatte, konnte sich in der boomenden Kit-Car-Industrie den eigenen Traumwagen mit Renault- oder Pontiac-Technik verwirklichen.

Heute werden für gut erhaltene Countach – und das sind beinahe alle der noch existierenden Autos – etwa eine halbe Millionen Euro bezahlt, frühe Modelle bis 1978 können auch mal das Doppelte kosten. Mit dem Countach LPI 800-4 hat sich die Lamborghini 2021 auch selbst der Strahlkraft der Ikone ganz unverhohlen bedient und die Hybrid-Technik des Lamborghini Sián mit dem Retro-Look des Countach verbunden. Ob die Neuauflage jemals das Image seines Vorbilds erreichen wird, scheint fraglich. Immerhin hat Ferrari auch dieses Mal reagiert: Nur drei Monate später präsentierten die Roten mit dem Daytona SP3 ebenfalls einen Retro-Renner mit ähnlicher Auslegung.

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