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Geht auch ganz einfach:

CS, Granada & Commodore: Sechszylinder der 70er

"Sechs sells" in den 70ern

Volker Koerdt Freier Mitarbeiter
Inhalt
  1. BMW CS im Vergleich edler als Ford Granada & Opel Commodore
  2. Reichlich Fahrspaß im BMW 2.5 CS
  3. Der Ford Granada ist der Luxus- und Komfort-König
  4. Opel Commodore bildet die dynamische Mitte
  5. Technische Daten & Messwerte von BMW 2.5 CS, Ford Granada 3.0 V6 Coupé & Opel Commodore GS/E Coupé
  6. Fazit

Sechszylinder-Modelle waren in den 70er-Jahren heiß begehrt. Insbesondere die Sportcoupés BMW 2.5 CS, Ford Granada 3.0 V6 Coupé und Opel Commodore GS/E Coupé waren eine Sünde wert. 

Sechs sells – eine Formel, die lange Zeit galt, bevor E-Autos den Verbrennern den Stecker zogen. Und unsere drei Vergleichskandidaten setzen Oldtimer-Fans immer noch mehr unter Strom. Ford Granada 3.0 V6 Coupé und Opel Commodore GS/E Coupé waren die Brandstifter in der Familie der Biedermann-Limousinen – leistungsstark und optisch aufgewertet mit sportlichen Accessoires wie Vinyldach und Leichtmetallfelgen. Der Commodore setzte mit Zusatzscheinwerfern und Frontspoiler noch eins drauf. Dazu kamen die Sechszylindermotoren: Beim Opel standen die sechs Töpfe in der Reihe, beim Ford bildeten sie ein V. 155 PS (114 kW) mobilisierte der Rüsselsheimer, 138 Pferde (102 kW) schickten die Kölner:innen ins Rennen.
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BMW CS im Vergleich edler als Ford Granada & Opel Commodore

Aus ganz anderem Holz war der BMW 2.5 CS, abgeleitet von der Oberklasse-Limousine E3: ein bayerisches Edel- und Sportcoupé, das ab 1973 in der stärkeren Ausbaustufe 3.0 CSL sogar bis zu 206 PS (152 kW) leistete. Ganz selten gab es dagegen den BMW 2.5 CS als Einstiegs-Variante, der leistungsmäßig gut zu unseren beiden Deutsch-Amerikanern passt. BMW sortierte sich seinerzeit neu und wollte den Kleinwagen-Mief der Isetta abschütteln. Mit der 1968 erschienenen Oberklasse-Limousine E3 griff die Münchner Marke erstmals die Mercedes S-Klasse an. Der CS (intern E9) nutzte die gleiche Plattform und wurde im Lohnauftrag bei Karmann in Osnabrück gebaut. Auch wenn die drei Kontrahenten in der Leistung vergleichbar sind, fährt der CS in einer anderen Liga. Die Verarbeitung ist besser, die Materialauswahl edler. Kein Wunder bei dem Preisunterschied. Der mit allem erdenklichen Luxus ausgestattete Ford Granada war über 7000 Mark günstiger.

Holzfurnier im Cockpit, Radio, elektrische Fensterheber – auch hinten – sind beim BMW 2.5 CS Serie. Gut ausgeformte Sitze, auch im Heck, fallen ins Auge, ebenso die großen Fensterflächen, die für gute Übersicht und ein luftiges Raumgefühl sorgen. Die vier Rundinstrumente sind direkt im Blickfeld der fahrenden Person positioniert und liefern die Informationen, die man brauchte. Unser BMW 2.5 CS in Taiga-Metallic befindet sich seit 2000 im Besitz von Christoph Bier. Das top gepflegte Auto ist sage und schreibe 265.000 km gelaufen. Man glaubt es kaum, alles ist noch original – bis auf den Lack, der Eis-gestrahlt wurde. "Der 2.5er war der Einstiegsmotor im CS, insgesamt wurden von 1974 bis 1975 gerade mal 844 Exemplare gebaut", weiß Experte Bier, Erster Vorsitzender des BMW Coupé-Clubs. Das eigentliche Juwel versteckt sich unter der Fronthaube. Es ist dieser herrlich sämige Reihensechszylinder, drehfreudig, kultiviert und laufruhig, der einem immer wieder vor Augen führt, warum das "MW" im Herstellernamen für "Motorenwerke" steht.

Classic Cars Alpine A310/Ford Capri
Alpine A310/Ford Capri V6-Duell der Eighties

 

Reichlich Fahrspaß im BMW 2.5 CS

Das mit zwei 40er Zenith-Vergasern bestückte Aggregat entwickelt 150 PS (110 kW). "Durch die kürzere Übersetzung ist der 2.5 in der Beschleunigung nur unwesentlich langsamer als der 20 PS stärkere 2.8 CS. Da kann man manche mit verblüffen", schmunzelt Bier. "Auch der Verbrauch von 11,5 l geht in Ordnung." Bei den Fahrleistungen hat der Bayer mit dem fünf PS (4 kW) stärkeren Opel Commodore GS/E aber einen harten Widersacher. In der Höchstgeschwindigkeit gleich schnell, ist der Opel in der Beschleunigung sogar einen Wimpernschlag schneller. Immer wieder ein Quell der Freude sind auch die BMW-Getriebe. Präzise wie mit dem Seziermesser und leicht wie durch Butter lassen sich die vier Gänge mit dem kurzen Schalthebel wechseln.

Alle Zutaten passen hier zusammen wie in einem gut aufeinander abgestimmten Menü. Der Motor spricht spontan an, das Getriebe macht Spaß, die Lenkung folgt exakt den Befehlen und die Straßenlage ist die Sahnehaube obendrauf. Leichtfüßig durcheilt der Bayer Wechselkurven mit einer sich frühzeitig ankündigenden Tendenz zum Übersteuern. Und wer es mal etwas zu eilig hat, dem helfen die gut ansprechenden Bremsen, die kräftig verzögern. Auch wenn der CS gern zum zügigen Fahren verführt, macht er im gemächlichen Modus ebenfalls Spaß. Der Motor entwickelt ausreichend Drehmoment, es geht selbst ohne hektische Schaltvorgänge gut vorwärts. Das Fahrwerk ist sportlich, aber komfortabel genug.

 

Der Ford Granada ist der Luxus- und Komfort-König

Ford Granada 3.0 V6 Coupé
Foto: Daniela Loof

Wie Komfort geht, weiß allerdings auch der Ford Granada. Diese leichte US-amerikanische Grandezza spürt man beim Umstieg in das 3.0 V6 Coupé auf Anhieb. Alles ist etwas softer – egal ob die weichen, plüschigen Sitze oder die etwas ausgeprägtere Seitenneigung der Karosserie. Hier steht das Cruisen und nicht das Sportabzeichen im Fokus. Das bestätigt auch Jürgen Gäbler: "Die Granada waren früher meine Winterautos, bequem und anspruchslos." Sein in der tollen Farbe Mediterran-Grün-Metallic leuchtender Granada ist bereits seit Januar 1995 in seinem Besitz. Damals aus erster Hand gekauft, stand das Coupé lange Zeit in einer beheizten Garage und hatte gerade mal 53.000 km auf dem Tacho. Inzwischen sind es mit 74.000 allerdings nicht deutlich mehr geworden. Alles ist original, auch noch die Lackierung, obwohl das Auto bereits 1974 gebaut wurde. Es war das erste Granada-Coupé ohne Hüftschwung. Das Modell hatte aber noch die alte Innenausstattung. Gleichzeitig war der Ford auch der erste Ghia, zuvor hießen die Modelle GXL.

In der Tat ist der Ford vom Design her das US-amerikanischste Auto dieses Trios. Das Heck erinnert an das des Torino, der massive Grill an den mancher Straßenkreuzer früherer Zeit. Ford und Opel wurden jahrzehntelang als Wettbewerber gern in einen Topf geworfen. Beide Marken haben beziehungsweise hatten amerikanische Gene und in der Tat viele Parallelen im Modellprogramm. Doch das Opel Commodore GS/E Coupé unterscheidet sich deutlich vom Ford Granada. Als das Modell 1973 auf den Markt kam, war das auch eine Kampfansage an die Wettbewerber. Der in puncto Design fast italienisch anmutende GS/E lässt mit guten Fahrleistungen und einer umfangreichen Serienausstattung aufhorchen. Die Innenausstattung ist komplett in Schwarz gehalten, Cord-Samtsitze, Holzdekor, sechs Rundinstrumente und ein schwarzes Vinyldach verraten zusammen mit der Doppelrohrauspuff-Anlage und den breiten Reifen im Format 195/70 R 14, dass hier einer kommt, dem man auf der linken Spur schon mal Platz machen sollte.

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Opel Commodore bildet die dynamische Mitte

Tatsächlich machte der Opel Commodore damals seinem Namen alle Ehre und gab in seinem Preissegment den Ton an. "Das Modell wurde im Jahr 1977 gebaut und ist eines von den letzten, die vom Band liefen", sagt Jens Cooper, Werkstattleiter Opel Classic. Sein Auto leistet mit einer Einspritzanlage, der Bosch D-Jetronic, 155 PS (114 kW) und bietet mit einem Top-Speed von 200 km/h dem BMW 2.5 CS Paroli, in der Beschleunigung von null bis 100 km/h nimmt er diesem sogar noch einige Zehntel ab. Der Reihensechszylinder ist von ganz anderem Kaliber als der behäbige V6 im Ford Granada und hängt gut am Gas. Er klingt kernig und läuft nicht so seidenweich wie der BMW-Sechszylinder, passt aber gut zum GS/E, der mehr zum zügigen Fahren animiert als der Granada.

Vom Charakter her sortiert sich der Opel Commodore zwischen dem BMW CS und Ford Granada ein. Er lenkt besser ein und lässt sich mit der Lenkung präziser dirigieren als der Ford, ein Grund dafür ist sein vergleichsweise geringes Gewicht. Der GS/E ist der Leichteste in diesem Feld, dennoch erreicht er nicht die sportliche Fahrdynamik des CS. Seine Starrachse ist auf kurvigen und schlechten Straßen einfach unterlegen und neigt dann zum Poltern. Die modernen Schräglenkerhinterachsen mit Einzelradaufhängungen von BMW und Ford spielen zudem beim Fahrkomfort ihren technischen Fortschritt aus. Wer es in Kurven zu schnell angeht, erlebt den Opel Commodore als klassischen Übersteuerer. Die Scheibenbremsen vorn und hinten lassen einen aber nicht im Stich. Der Bernsteingold-Metallic-farbene Opel verwöhnt mit einem guten Raumangebot vorn und bequemen, aber weichen Sitzen ohne Seitenhalt. Im Fond bietet er weniger Platz als der Granada, auch der Kofferraum ist flacher. Trotz der guten Fahrleistungen eignet sich das GS/E Coupé weniger als Sportwagen, dafür aber als schneller Reisepartner.

 

Technische Daten & Messwerte von BMW 2.5 CS, Ford Granada 3.0 V6 Coupé & Opel Commodore GS/E Coupé

Classic Cars 09/2023BMW 2.5 CSFord Granada 3.0 V6 CoupéOpel Commodore GS/E Coupé
Zylinder/Ventile pro Zylin.6/26/26/2
Hubraum2494 cm³2945 cm³2753 cm³
Leistung110 kW/150 PS bei 6000 /min103 kW/138 PS bei 5000 /min116 kW/155 PS bei 5600 /min
Max. Gesamtdrehmoment bei215 Nm bei 3700 /min240 Nm bei 3000 /min217 Nm bei 4200 /min
Getriebe/Antrieb4-Gang-Schaltgetriebe / Hinterrad3-Stufen-Automatik / Hinterrad4-Gang-Schaltgetriebe / Hinterrad
L/B/H4660/1670/1370 mm4596/1791/1413 mm4607/1728/1380 mm
Leergewicht1400 kg1420 kg1255 kg
Bauzeit1974-19751972-19851972-1977
Stückzahl844 (244 mit Automatik)1.619.000 (Granada ges.)7657 (3545 mit 116 kW/155 PS)
Beschleunigung
null auf 100 km/h
9,9 s¹11,8 s¹/10,4 s¹ ²9,5 s³
Höchstgeschwindigkeit200 km/h¹177 km/h¹/182 km/h¹ ²200 km/h³
Verbrauch auf 100 km11,5 l¹12,9 l¹/11,5 l¹ ²16,5 l³
Preis (Jahr)28.550 Mark (1974)21.303 Mark (1974)21.950 Mark (1976)

¹ Werksangaben 
² mit Handschaltung

³ aus AZ Ausgabe 22/1972

 
Volker Koerdt Volker Koerdt
Unser Fazit

Das Gipfeltreffen der drei Sportcoupés zeigt deutlich, wie unterschiedlich die Autos in den 70er-Jahren waren. Der Ford Granada 3.0 ist mit seinem drehmomentstarken V6 kein Sprinter, sondern der typische amerikanische Cruiser. Komfort und Luxus statt Racing standen hier im Lastenheft. Ganz anders dagegen der Opel Commodore GS/E: Er ist deutlich sportlicher, agiler und bietet in den Fahrleistungen sogar dem BMW 2.5 CS Paroli. Dieser ist das Einstiegsmodell der E9-Baureihe, aber keine Verzichtserklärung. Sein seidenweich laufender Reihensechszylinder, die butterweiche Schaltung und die Fahrdynamik unterstreichen die Qualitäten des Bayern.

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