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Geht auch ganz einfach:

Nissan S-Cargo: Classic Cars

Als Nissan die Ente zur Schnecke machte

Tim Neumann Redakteur

Nissan S-Cargo heißt der wohl bis heute kühnste Entwurf eines Transporters. Der in Serie gefertigte Praktiker nahm sich Anleihen vom Citroën 2CV und einer Schnecke samt Haus. Und da hörte der Eigensinn noch längst nicht auf, wie Classic Cars weiß.

Beim Anblick des Nissan S-Cargo fragt man sich unweigerlich, wie ein derartiger Entwurf alle Chefetagen passieren und sich auf die Montagefließbänder des Herstellers mogeln konnte. Zumindest haben wir das getan. Die simple Antwort, nämlich, dass er Japans Zeitgeschmack traf, kann die gerunzelte Stirn nur bedingt entfalten. Doch tatsächlich formierte sich dort in den 80ern ein Trend, der in Europa und den USA erst zehn Jahre später so richtig aufschlug: das Retro-Design. Als Keimzelle diente Nissans sogenannte Pike Factory, eine Abteilung für kreative Köpfe und Kleinserienfertigung mithilfe von neuartigen Materialien. Ohne ernst gemeinten Hintergedanken stülpte man dem Nissan Micra 1985 eine Kunststoffkarosserie mit den für die 60er-Jahre typischen rundlichen Formen über und war überwältigt vom Publikumsecho.

Nach dem noch recht sachlichen Be-1 folgte der lifestyligere Pao mit reichlich Chrom-Blingbling, das liebliche Cabrio Figaro und schlussendlich der Transporter S-Cargo. Wie auch seine Vorläufer wurde der S-Cargo nur in Japan offiziell angeboten und war bereits nach kurzer Zeit ausverkauft. Ob die Idee – die Praktikabilität und den Minimalismus eines Citroën 2CV Fourgonnette "Ente" mit einer Schnecke samt Schneckenhaus zu kombinieren – in einem französischen Restaurant entstand, ist nicht überliefert. Überliefert ist dafür, dass sich knapp 11.000 Menschen zwischen 1989 und 1990 für den gut 1,2 Mio. Yen teuren Praktiker entschieden. Ein Großteil der Kundschaft gewann den S-Cargo auch wegen seiner ebenen Karosserieflächen lieb: Sie ließ sich einfach mit Werbung für den eigenen Betrieb von der Fast-Food-Kette bis hin zur Gärtnerei bekleben. Ein tausendfach besserer Hingucker als Werbetafeln oder Litfaßsäulen. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Nissan auf der Japan Mobility Show 2023 (Video):

 
 

Classic Cars stellt den Nissan S-Cargo vor

Dabei ist der Nissan S-Cargo schon für sich genommen ein echter Hingucker: Auf eine kurze, rundliche Front samt Kulleraugen-Scheinwerfer folgt eine vorwärts gerichtete Kabine, die an eine nach vorn kriechende Schnecke erinnert. Der Modellname ist übrigens ein lautmalerischer Griff in die Trickkiste: Ausgesprochen klingt er wie Escargot, das französische Wort für Schnecke, während Cargo für sich genommen den Nutzwert des Autos hervorhebt. Das Schneckenmotiv findet sich übrigens auch ganz wortwörtlich auf den ansonsten mit Reizen geizenden Felgen. Der Einfallsreichtum des Entwicklerteams kannte kaum Grenzen: Die zweigeteilten Seitenfenster fanden sich normalerweise an Traumwagen wie dem Lamborghini Countach oder dem DeLorean DMC-12 und erlaubten riesige Glasflächen. Für die Armaturenbrett-Auflage gab es eigens ein Sushi-Tablett, während der restliche Innenraum im Stile des 2CV gehalten wurde – inklusive des Einspeichenlenkrads und der nah zusammengerückten Sitze.

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Ganz im Zeichen der Schnecke ging es dann wieder beim Antrieb zu, obwohl auch die Citroën Ente geradezu berüchtigt ist für ihre entschleunigenden Fahrleistungen. Unter der kurzen Haube befand sich ein 1,5 l großer Reihenvierzylinder spartanischster Ausprägung, samt Vergaser und 73 PS (54 kW). Die serienmäßige Dreistufen-Automatik kümmerte sich zuverlässig darum, auch das letzte Quäntchen Vortrieb verpuffen zu lassen. Wer es auf der Autobahn dennoch eilig hatte, wurde von einem penetranten Warnton genervt, sobald man die in Japan erlaubten 100 km/h überschritt. Auch das Fahrverhalten in Kurven gestaltete sich wegen des deutlich höheren als breiten Aufbaus gewöhnungsbedürftig. Sachlich betrachtet machte der Nissan S-Cargo also stehend einen besseren Eindruck als in Fahrt, was aufgrund des polarisierenden Stylings allerdings auch kein wirkliches Lob darstellt. Wer sich dennoch für die Enten-Schnecke interessiert, sollte in Großbritannien Ausschau halten: Dorthin gelangten einige Exemplare als Grauimporte.

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