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Mercedes CLK DTM: Classic Cars

Von einem anderen Stern

Tim Neumann Redakteur

582 PS (428 kW), 360 km/h-Tacho und ein Bodykit auf DTM-Niveau: Der wilde Mercedes CLK DTM muss auf die klassische Kundschaft wie von einem anderen Stern gewirkt haben. Classic Cars erinnert sich an den denkwürdigen Straßenrenner!

Wir schreiben das Jahr 2003, als Mercedes mit der zweiten Generation des mondän angehauchten Mittelklasse-Coupés CLK in die DTM einsteigt. Neun von zehn Rennen gewinnt die Marke, Bernd Schneider zementiert mit dem vierten Titel seinen Legendenstatus. Grund genug, ordentlich Party zu machen. Doch wo andere Hersteller Sonderfarben und Editions-Plaketten zum Fließband karren, greift Mercedes ganz tief in die Trickkiste: Zu HWA, dem Entwickler der DTM-Boliden unter der Leitung des AMG-Gründers Hans-Werner Aufrecht, schickt man 100 Exemplare des schon im Serienzustand keineswegs schmalbrüstigen CLK 55 AMG. Dort transplantiert man ihnen nach Frankenstein-Vorbild reinrassige DTM-Technik.

Für die Karosserie des Mercedes CLK DTM bedeutet das: fast schon monströse Kotflügelverbreiterungen samt Fake-Öffnungen, auf die selbst Prior Design stolz wäre. Dazu gesellt sich eine Frontschürze, die sich förmlich auf der Suche nach Bodenschwellen nach unten zieht. Den angriffslustigen Look komplettiert eine Kohlefaser-Theke auf der Kofferraumklappe, die für damalige Verhältnisse schon fast bis zum Mond reichte. Die Modifikationen unter dem Blech fallen sogar noch tiefgreifender aus. So erhöht HWA damals den Ladedruck des Kompressors auf 0,85 bar, montiert zudem eine schärfere Auslassnockenwelle, einen Fächerkrümmer sowie eine modifizierte Abgasanlage. Der Sprung von 367 auf 582 PS (270 auf 428 kW) bei gleichzeitig etwas gesunkenem Gewicht von 1715 auf 1680 Kilogramm spricht Bände. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Leslie & Cars zeigt das Mercedes CLE Coupé (2023) im Video:

 
 

Classic Cars stellt den Mercedes CLK DTM vor

Ein Teil des Leichtbaus offenbart sich im Innenraum des Mercedes CLK DTM. Die Türpappen bestehen nur noch aus einer flachen Kohlefaser-Platte mit den nötigsten Komfort-Funktionen und hinter den rennerprobten Schalensitzen erstreckt sich statt einer Rückbank ein Überrollbügel. Am abgeflachten, mit Wildleder beschichteten Lenkrad sitzen die zwei Alu-Schaltpedale der Fünfstufen-Automatik, die nur darauf warten, den Über-Benz durch die Grenzen der Physik zu klackern. Und diese Grenzen sind durchaus weit gestreckt, wie die AUTO ZEITUNG 2004 in einem Test erfahren darf. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h misst das Team mit 4,1 Sekunden. Nicht einmal acht Sekunden später knackt der CLK DTM die 200er Marke und läuft weiter bis 320 km/h. Damit ist er schneller als seinerzeit ein Lamborghini Gallardo.

Allerdings überragt der Mercedes CLK DTM den Lambo auch locker im Preis: Mit 236.060 Euro kostet er fast 100 Riesen mehr als die Mittelmotorflunder aus Sant'Agata Bolognese. Apropos Mittelmotor: Unter dem mythischen Namen CLK GTR fertigte Mercedes ab 1998 25 Supersportler mit einem V12 hinter den Sitzen. Dabei handelte es sich jedoch nur um dringend benötigte Homologationsmodelle, um an der GT1-Meisterschaft teilnehmen zu können. Den sechs Jahre später lancierten CLK DTM hingegen darf man schon als alltagstauglichen Supersportler bezeichnen. Und der machte der Kundschaft und Mercedes so viel Spaß, dass das Werk im Folgejahr nochmal 100 Exemplare als Cabrio hinterschiebt. Heute muss man für die extrem gesuchten Renner oft das mehrfache des damaligen Kaufpreises hinblättern.

 
Tim Neumann Tim Neumann
Unser Fazit

Wird es so etwas wie einen Mercedes CLK DTM jemals wieder geben? Wer weiß – immerhin überbietet sich Mercedes-AMG derzeit, auch dank Elektro-Power, immer weiter mit brachialen Sportwagen. Und mit dem CLE startet 2023 ein Mittelklasse-Coupé, das auf dem Papier wie ein eindeutiger Nachfolger des CLK wirkt. Wenn der jetzt noch in der DTM antreten würde...

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