Seat Leon Cupra: Classic Cars
Im Herzen ein Cupracer
Anfang der 2000er mutierte der Seat Leon zum Cupra. Der erste spanische Kompaktsportler der Neuzeit kam mit seinem Audi S3-Motor auf bis zu 225 PS (165 kW) und legte den Grundstein für den heutigen Erfolg der jungen Marke. Classic Cars wirft einen Blick durch den Rückspiegel des feurigen Spaniers.
Die sportliche Seat-Tochter Cupra gehört heute mit Modellen wie dem Leon oder Formentor zu den heißesten Newcomern der Automobilindustrie und legt einen massentauglichen Alltagssportler nach dem anderen auf. Doch das war nicht immer so: Anfang der 2000er firmierten die ersten Modelle mit dem verkürzten Cup Racing-Zusatz (Cupra) eher unter ferner liefen. Im VW-Konzern gehörten die Flaggschiff-Modelle Phaeton und Touareg sowie die Lamborghini- und Bugatti-Übernahme zu den großen Schlagzeilen, während am anderen Ende des Preissegments der rekordverdächtig knauserige VW Lupo 3L das öffentliche Interesse weckte. Für den ersten modernen Skoda Octavia hatte VW unterdessen Jahrhundertdesigner Giorgetto Giugiaro verpflichtet. Das fertige Design empfand die Führungsriege jedoch als "zu italienisch" und schob es kurzerhand zu Seat weiter, wo auf dessen Basis der Toledo II entstand. Frei nach Andreas Moellers berühmt-berüchtigtem Fußballzitat: "Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien!" Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
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Classic Cars: Seat Leon Cupra
Das passte auch automobilhistorisch ganz gut, hatte doch Seat jahrzehntelang Fiat-Modelle in Lizenz gefertigt. Aus Toledo Nummer zwei erwuchs wiederum der erste Seat Leon. Ein weiterer Vorzug der Steilpässe aus dem Konzernregal: ein breit gefächertes Motorenangebot, das von gemächlich dieselnden 68 PS (50 kW) bis hin zu angriffslustigen 225 PS (165 kW) reichte. Das erste Ausrufezeichen setzte 2000 der Cupra 2.8 V6 mit 204 PS (150 kW) und Allradantrieb, der technisch dem VR6-Golf entsprach. Anderthalb Jahre später fiel die Cupra-Bezeichnung bei dieser Motorisierung schon wieder weg – nur, um dann als Cupra R in Verbindung mit dem 1,8 Liter Turbo aus Audi S3 und TT wieder aufzutauchen.
Gleiche Leistung und weniger Gewicht als Audi S3
Trotz der höheren PS-Leistung und der Audi-Gene setzte der R auf eine reduzierte Ausstattung und verzichtete sogar auf den Allradantrieb, was in S3-Relation etwa 100 Kilogramm an Gewicht sparte und ihn besonders in Kurven leichtfüßig werden ließ. Die nackten Zahlen adelten ihn 2003 sogar zum schnellsten Seat aller Zeiten: 6,9 Sekunden benötigte der Spanier für den Standardsprint, amtliche 242 km/h Spitze waren ebenfalls drin. Dass unter 3000 Umdrehungen nicht viel ging und mindestens 8,9 Liter Super Plus auf 100 Kilometer durch die Brennräume flossen, musste die Kundschaft bei einem Einstiegspreis von knapp 25.000 Euro in Kauf nehmen.
Seat Leon Cupra mit Namenschaos
Was die potenzielle Kundschaft aber eher abgeschreckt haben dürfte, war das fehlende Prestige sowie der nomenklaturische Schlingerkurs, der die Köpfe von Seat-Verkäufer:innen gerne so rot werden lassen konnte wie der hier gezeigte Cupra R. So war der Sechszylinder-Seat Leon Cupra 2002 keineswegs eingestellt – stattdessen hieß der Hubraumriese danach erst Top Sport und nochmal zwei Jahre später Formula Racing (FR). Da erscheint die Abtrennung von Cupra als eigene Marke heute wie ein Segen. Bleibt nur zu hoffen, dass Seat nicht komplett von der eigenen Tochter kannibalisiert wird und aus der Produktion aussteigt – dann könnte das Chaos nämlich erneut beginnen.
Wer heute einen coolen Kompaktsportler abseits von Golf GTI und Co. aus einer Ära sucht, in der die Autos noch solide verarbeitet und nicht zu sehr mit empfindlicher Elektronik versehen wurden, könnte beim Seat Leon Cupra fündig werden. Gerade als Fronttriebler Cupra R hebt er sich auch technisch etwas vom S3 ab und setzt somit eigene Akzente. Und weil Cupra als Marke immer populärer wird, besitzen die Modelle aus der Anfangszeit ein klares Wertsteigerungspotenzial.