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Geht auch ganz einfach:

Phantom Corsair (1938): Classic Cars Stromlinien-Coupé aus den 30ern

Karsten Rehmann Autor
Inhalt
  1. Phantom Corsair (1938) von Heinz entwickelt
  2. Corsair mit 185 km/h Höchstgeschwindigkeit
  3. Phantom mit Heiz- und Klimagerät
  4. Technische Daten des Phantom Corsair

Phantom Corsair (1938) ist ein Stromlinien-Coupé, das vom Kronprinzen der Ketchup-Dynastie Rust Heinz entwickelt wurde. Noch heute sorgt der Wagen für Verblüffung.

Kinder schwerreicher Eltern haben es auch nicht leicht. Wenn die Leistungen der Väter vom Nachfolger nicht mehr zu verbessern sind, bleibt nur die Flucht in die Phantasterei oder der schnelle Untergang in süßer Dekadenz. Rust Heinz, designierter Erbe der 1869 in Pennsylvania gegründeten Ketchup-Dynastie, erkannte schon als Teenager, dass es sinnlos wäre, den 57 Sorten im Programm des Tomatensoßen-Imperiums weitere hinzuzufügen. Stattdessen suchte sich der junge Bonvivant ein genussvolleres Betätigungsfeld. Er fand Gefallen an schnellen Motorbooten und begann ein Schiffbau-Studium in Yale, nur um bei erster Gelegenheit nach Pasadena an die Westküste umzusiedeln, wo ihn eine nicht minder wohlhabende Tante unter ihre Fittiche nahm. Dort tauchte Rust Heinz in die vergnügungssüchtige High Society ein, hüpfte von Party zu Party und entwickelte ein Faible für Stromlinien-Design. Er heiratete, richtete in Pasadena sein eigenes Designbüro ein und entwarf den Comet, einen verspielten, tropfenförmigen Lieferwagen für den Ketchup-Vertrieb. Parallel dazu zeichnete er sein eigenes Traumauto, den Phantom Corsair.

Die Köln Historic (2017) im Video:

 
 

Phantom Corsair (1938) von Heinz entwickelt

Üblicherweise wäre es bei diesen Skizzen geblieben, doch Heinz konnte es sich leisten, den Entwurf bei einer der ersten Adressen für Sonderkarossen in die Realität umsetzen zu lassen und ernsthaft eine Kleinserie dieses sündhaft teuren Fahrzeugs zu planen. Heinz wandte sich an Chris Bohman und Maurice Schwartz. Bohman & Schwartz hieß ihr ebenfalls in Pasadena ansässiger Vorzeigebetrieb. Er ging aus dem Nachlass der Firma Murphy hervor, die bis zum Einbruch der Weltwirtschaftskrise Edelkarossen für Filmstars wie Gary Cooper und Industrie-Erbinnen wie Ethel Mars angefertigt hatte. Murphy war auf Fahrzeuge des Auburn-Cord-Duesenberg-Konzerns spezialisiert, und deshalb kaufte Heinz 1936 einen brandneuen Cord 810 als Basis für seinen Stromlinien-Traum. Damit beging er im Grunde genommen ein Sakrileg. Denn der Cord 810 war technisch und optisch mit Abstand das progressivste Serienauto jener Zeit. Das zukunftsweisende Design stammte von Gordon Buehrig, einem der talentiertesten Karosseriegestalter Amerikas. Zum ersten Mal im Bau von Großserienwagen verzichtete eine Marke auf ihren repräsentativen, von extra großen Scheinwerfern flankierten Kühlergrill. Stattdessen besaß der ursprünglich als kleiner Duesenberg geplante Cord umlaufende, in Wagenfarbe lackierte Luftschlitze und versteckte seine Scheinwerfer in den Kotflügeln. Der von Lycoming zugelieferte V8 mit L-förmigen Zylinderköpfen und „Inlet-Over-Exhaust“-Ventilanordnung saß in einem mit der Karosserie fest verbundenen Hilfsrahmen und trieb über ein vor ihm liegendes Getriebe die Vorderräder an.

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Corsair mit 185 km/h Höchstgeschwindigkeit

Die Antriebstechnik behielt Rust Heinz bei. Er wollte nur zu einem späteren Zeitpunkt noch einen Kompressor installieren und damit die Höchstgeschwindigkeit auf über 200 km/h steigern. Das Hauptaugenmerk lag jedoch auf dem Karosserieumbau. Maurice Schwartz ließ dafür bei A.J. Bayer in Vernon einen neuen, mit X-Streben verstärkten Stahlrahmen anfertigen. Der seitlich weit überhängende Aufbau erlaubte es, alle Räder abzudecken, auch wenn der Wendekreis wegen des begrenzten Lenkeinschlags dadurch auf über 14 Meter anstieg. Anstelle der Klappscheinwerfer ragten winzige Frontlampen aus der wulstigen Front hervor. Die Frontmaske verdeckte zwei Kühler aus dem V12-Lincoln Zephyr. Auf der vorderen Sitzbank fanden vier Personen nebeneinander Platz, als Zweitem von links blieb dem Fahrer der Blick durchs dreieckige Seitenfenster durch den Beifahrer versperrt. Im Fond sollten laut ersten Entwürfen zwei weitere Passagiere quer zur Fahrtrichtung Platz finden, doch dann entschied sich Heinz dafür, in den hinteren Seitenwänden eine Art Hausbar einzurichten.

 

Phantom mit Heiz- und Klimagerät

Die Rücksitze wurden mangels Beinfreiheit unbenutzbar. Zu den ohnehin reichhaltig vorhandenen Instrumenten gesellten sich weitere Anzeigen, deren Informationen allenfalls zur Zerstreuung beitrugen: Höhenmeter und Kompass. Außerdem sah der Entwurf ein Autoradio mit am Unterboden verlaufender Antenne und ein Thermostat-gesteuertes Heiz- und Klimagerät vor. Der Umbau kostete ein Vermögen und überstieg jedes denkbare Maß. Sobald Bohman & Schwartz das Auto 1938 fertiggestellt hatte, brachte es Heinz in die Warner Filmstudios in Burbank und ließ es für eine Verkaufsbroschüre ablichten. Später im Jahr erhielt der Wagen eine Nebenrolle im Film „The Young in Heart“, die ihm den Spitznamen „Fliegender Wombat“ eintrug. Als nächstes war eine Präsentation auf der Weltausstellung in New York 1939 geplant, doch ehe diese stattfand, verlor Heinz in seiner Heimatstadt Pittsburgh bei einem schweren Autounfall das Leben. Aus der Traum von der Kleinserie. Der Corsair wechselte danach mehrfach den Besitzer und geriet schließlich 1951 in die Hände des TV-Komikers Herb Shriner. Dieser ließ von Albrecht Graf Goertz eine neue Frontpartie entwerfen, um Hitzeprobleme des Motors in den Griff zu bekommen. Der aktuelle Besitzer, die Harrah’s Collection in Reno, Nevada, versetzte den Phantom Corsair dann zurück in den Urzustand.

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Technische Daten des Phantom Corsair

Phantom Corsair
MotorV8-Zylinder
Hubraum4730 ccm
Leistung125 PS
GetriebeViergang-Vorwählgetriebe
AntriebVorderradantrieb
Eckdaten
L/B/H6020/1943/1448 mm
Radstand3175 mm
Leergewicht2070 Kilogramm
Bauzeit1938
Stückzahl1
Fahrleistung
Höchstgeschwindigkeit185 km/h

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