Mercedes MB 100 AMG: Der Sportler unter den Kleintransportern
Kurioser Krawall-Kutter von AMG
Der in Deutschland glücklose Mercedes MB 100 ist längst in Vergessenheit geraten. Wir erinnern uns trotzdem gerne an den "Kutter", vor allem in der superseltenen AMG-Version.
"Kutter" nennen sie ihn liebevoll, die wenigen Fans eines Mercedes MB 100. Die Mischung als ultraweichem Fahrwerk und hart nagelndem Dieselmotor ging in ihren Grundzügen auf den damals 40 Jahre alten Wirtschaftswunder-Mobilmacher DKW Schnellaster zurück, dessen Laster es war, alles andere als schnell zu sein. Und eigentlich wollte uns Mercedes den nicht mehr ganz zeitgemäßen Kasten auch gar nicht anbieten. Doch die hiesigen Händler, die gebetsmühlenartig einen Rivalen für den Ford Transit sowie VW T3 verlangten und sonst noch bis zum Vito im Jahr 1996 hätten warten müssen, setzten sich durch. Das im ehemaligen DKW-Werk in Vitoria-Gasteiz (Spanien) gefertigte Nutztier durfte auch nach Deutschland rollen.
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AMG, damals noch in weiten Teilen unabhängig von Mercedes, sah im MB 100 scheinbar eine Art Herausforderung, auch diesen Stern am Tuning-Firmament zu verankern. Und so kam es, dass 1989 eine rundum verspoilerte Großraum-Limo mit anonymisierten Grill samt Doppelscheinwerfern, stilechter Heckleuchtenblende und 15-Zoll-Leichtmetallfelgen im Katalog des Tuners auftauchte. Im Innenraum hatte AMG nicht nur alle neun Sitze mit Alcantara bezogen, sondern dicke Teppiche verlegt, Klapptische beledert und sogar eine Audioanlage eingebaut. Wie viel letztere der brummigen Dieselstimme des zwischen den Vordersitzen verbauten OM 616 entgegenzusetzen hatte, ist allerdings nicht überliefert.
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Der Mercedes MB 100 AMG war im Motorsport beliebt
Immerhin bot AMG für den Mercedes MB 100 ein Turbo-Upgrade an, auch wenn der 2,4-l-Motor damit nicht unbedingt zum Kutter-Katapult avancierte. Die wanderdünigen 72 PS (53 kW) wandelte der als anfällig geltende Lader in 100 PS (74 kW) um, was sich AMG damals mit 7600 Mark bezahlen ließ. Das entsprach etwa einem Drittel eines neuen VW Golf. Wenig überraschend kamen nur fünf der schätzungsweise 50 gebauten Exemplare in den Genuss der Extraleistung. Über die möglichen Fahrleistungen kann man heute nur mutmaßen.
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Interessanterweise fanden die Mercedes MB 100 AMG im Motorsport Anklang: Mehrere DTM-Teams aus dem Mercedes-Kosmos erfreuten sich am standesgemäßen Transfer von der Firmenzentrale zu den jeweiligen Rennstrecken. Heute sind die verbliebenen Exemplare längst in Sammlerhand. Ihr Wert: nur schwer einschätzbar. Anno 1989 kostete der AMG-Van mit etwa 95.000 D-Mark nahezu das Dreifache der 37.620 Mark teuren Kutter-Grundversion mit neun Sitzen.