Diablo 6.0 GT/911 GT3 (996): Classic Cars
Höllischer Diablo gegen sachlichen GT3
Ende der 1990er war an ein gemeinsames Konzerndach noch nicht zu denken. Dennoch hatten beide Marken mit Porsche 911 GT3 (996) und Lamborghini Diablo 6.0 GT eine ähnliche Idee.
Ein Vergleich zwischen Konzerngeschwistern? In den späten 1990er-Jahren standen die Vorzeichen noch anders, als die beiden Classic Cars Porsche 911 GT3 (996) und Lamborghini Diablo 6.0 GT vom Band rollten. Kaum zu glauben, aber Lamborghini war unter Audi längst Teil von VW, als Porsche 2009 nach einem missglückten Übernahmeversuch wiederum von den Wolfsburger:innen gekauft wurde. Nach chaotischen Besitzerwechseln bei Lamborghini und der allgegenwärtigen kreativen Anarchie in Sant’Agata Bolognese sollte unter Ferdinand Piëchs Regie in der VW-Markenpalette von Bugatti bis 3,0-Liter-Lupo etwas Ruhe einkehren – nur im übertragenen Sinne natürlich.
Der 1990 vorgestellte Lamborghini Diablo durfte in finalen Ausbaustufen noch mal richtig losbrüllen, um dann 2001 dem Nachfolger Murciélago die Bühne zu überlassen. Porsche wiederum versuchte von 1997 an, mit der Baureihe 996 eine stabile wirtschaftliche Grundlage aufzubauen, um sich in den kommenden Jahren mit Volumenmodellen wie Boxster und Cayenne zu diversifizieren. Der Porsche 911 GT3 sollte die Carrera RS-Versionen beerben und als Rennsportbasis die GT-Serien dominieren. Das Rezept: steiferes Chassis, weniger Ballast und Verzicht auf elektronische Hilfsmittel (außer ABS). Damit war der ultimative 996 mit Saugmotor geboren. Der Vergleich zwischen Lamborghini Diablo 6.0 GT und Porsche 911 GT3 (996) ergibt auch deshalb Sinn, weil beide während der Jahrtausendwende Highend-Fahrgeräte diesseits und jenseits der Nordschleife waren. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Porsche 911 GT3 (2021) im Video:
Lamborghini Diablo 6.0 GT VS. Porsche 911 GT3 (996) im Classic Cars-Vergleich
Wer über die hohen Sitzwangen der Recaros des Porsche 911 GT3 (996) gleitet, findet sich im siebten Ergonomie-Himmel wieder. Bei leicht angewinkelten Armen liegt der schmale Lenkradkranz bestens in den Händen. Nur ein Handgelenk-Zucken entfernt erhebt sich der längliche silberschwarze Schaltknauf, dessen Form gusseiserne Elfer-Fans genauso wie die fünf ineinander verschachtelten Rundinstrumente noch immer nicht verstehen und deshalb als Zeitgeist-Erscheinung einordnen. Mit einem kernigen Dröhnen erwacht der frei saugende, wassergekühlte Boxermotor zum Leben. Der 911 GT3 steht für die Kurvenjagd bereit. Roh und ungedämpft kopiert das Fahrwerk den Asphalt ins Gesäß der Insass:innen. Der Sechszylinder auf der Hinterachse lechzt nach durchgetretenem Gaspedal – erst bei 5000 Umdrehungen schöpft er aus dem vollen Drehmomentkessel. Noch einmal 2200 Touren mehr, und 360 Pferde (265 kW) galoppieren unter Volllast gen Horizont.
Beim Einsteigen in den Lamborghini Diablo 6.0 GT leiden im Vergleich erst einmal diverse Körperteile. Wie in einem GT-Rennwagen fixieren einen die Sitze in eine Art Liegeposition. Die ultraflache Frontscheibe und die gebogenen Seitenfenster vermitteln einen surrealen Blick auf die Umgebung. Und schnell ist klar: Der Mittelpunkt dieses Sportwagens sind nicht seine Fahrer:innen, auch nicht der verlockend schimmernde Schalthebel. Es ist der V12-Motor, dieses sechs Liter große Biest, das von einem Ansaugschlund auf dem Dach des Classic Cars mit reichlich Luft versorgt wird. Ein Surren des Anlassers weckt die 575 PS (423 kW). Mit einem tiefen Grollen fallen sie über die 335er Reifen her, mit bis zu 7300 Umdrehungen brüllt der wildgewordene V12. Seine Vibrationen sind bis in die Rückenlehne zu spüren. Am wohlsten fühlt sich der Diablo auf gut ausgebauten Straßen, denn seine breite Karosserie ist unübersichtlich. Es ist nicht einfach, diese beiden Extremsportler zu bändigen – doch schon ein kurzer Versuch birgt Suchtgefahr.
Technische Daten von Lamborghini Diablo 6.0 GT & Porsche 911 GT3 (996)
Classic Cars 01/2020 | Lamborghini Diablo 6.0 GT | Porsche 911 GT3 (996) |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | V12/4 | B6/4 |
Hubraum | 5992 cm³ | 3600 cm³ |
Leistung | 423 kW/575 PS bei 7300/min | 265 kW/360 PS bei 7200/min |
Max. Drehmoment | 630 Nm bei 5500/min | 370 Nm bei 5000/min |
Getriebe | 5-Gang-Getriebe, manuell | 6-Gang-Getriebe, manuell |
Antrieb | Hinterrad | Hinterrad |
L/B/H | 4430/2040/1120 mm | 4430/1765/1270 mm |
Leergewicht | 1490 kg | 1630 kg |
Bauzeit | 1999 - 2000 | 1999 - 2005 |
Stückzahl | 83 | 4181 |
Beschleunigung | 0 auf 100 km/h in 4,0 s | 0 auf 100 km/h in 4,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 338 km/h | 302 km/h |
Verbrauch | 21,0 l/100 km | 12,9 l/100 km |
Grundpreis (Jahr) | 570.000 Mark (1999) | 181.295 Mark (2000) |