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Geht auch ganz einfach:

Corvette C4: Vierventil-V8 in der ZR-1 Glutsbruder

Mit traditionellen 5,7 Litern Hubraum, aber 32 Ventilen und zwei obenliegenden Nockenwellen rückte die Corvette ZR-1 für die Fans amerikanischer Sportwagen 1989 das Weltbild gerade

Leistung: „Naja“, Fahrwerk: „Ojemine“ – auf diesen simplen Nenner konnten europäische Sportwagenfans beim Gedanken an amerikanische „Supercars“ nur zu leicht kommen. Doch mit diesen Vorurteilen, die auf antiquierte Stoßstangen-V8 und simple Starrachsen-Chassis gründeten, sollte nach den Plänen von General Motors Ende der 1980er-Jahre endgültig Schluss sein.

Als General Motors 1989 die Corvette C4 ZR-1 zum Preis von umgerechnet 172.000 Mark vorstellte, schickte sich das US-amerikanische Unternehmen konsequent an, der  arrivierten  Sportwagenkonkurrenz – vornehmlich jener aus Europa – gehörig einzuheizen. Und das in allererster Linie mit einem neuen Motor: Herzstück der neuen ZR-1 war ein komplett neu konstruierter V8 mit zwei obenliegenden Nockenwellen je Zylinderreihe und vier Ventilen (9,9 mm Ventilhub) pro Brennraum, was auf den Ventildeckeln denn auch stolz mit einem „4 CAM 32 V“-Schriftzug gefeiert wurde.

 

C4 ZR-1: Lotus-Motor aus Norfolk

Der Entwicklung des neuen Vollaluminium-Triebwerks für die Hochleistungs-Corvette lag ein Motoren-Layout der Firma Lotus im englischen Hethel in Norfolk zugrunde, die zur damaligen Zeit zum General-Motors-Konzern gehörte. Zu Beginn lieferte der 5732 Kubikzentimeter – resultierend aus 99 mm Bohrung und 93 mm Hub – große V8 beachtliche 276 kW (375 PS) bei 6000 Umdrehungen pro Minute und entwickelte ein maximales Drehmoment von kräftigen 502 Newtonmetern bei 4800/min. Von 1993 an steigerte man die Leistung des mit hochwertigen Nikasil-Laufbuchsen sowie Kolben von Mahle ausgestatteten V8 mittels überarbeiteter Steuer-zeiten und modifizierter Kanalführung auf satte 298 kW (405  PS) bei 5800/min, und es wurden 522 Newtonmeter bei 4800 Touren an den Getriebeeingang gestemmt.

Mit dem auf hohe 11:1 verdichteten und mit einem extrem engen Ventilwinkel von nur 22 Grad konstruierten so genannten LT5-Motor – von Mercury Marine in Stillwater, Oklahoma produziert – generierte die Corvette ZR-1 Fahrleistungen, mit denen sie sich weiß Gott nicht verstecken musste. 290 km/h Topspeed und lediglich 4,4 Sekunden für den Sprint von null auf 100 km/h waren gemäß den Werksangaben das dynamische Resultat für die mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe von ZF sowie einer Saugrohreinspritzung mit zwei Einspritzdüsen pro Zylinder ausgestattete ZR-1. Was sich im Fahrbetrieb völlig ungewohnt für einen amerikanischen V8 äußerte, war dessen Drehfreude. Munter übersprang er die 6500/min-Marke, und erst bei 7200 Touren setzte der Drehzahlbegrenzer der Drehwilligkeit im Sinne eines langen Motorlebens rechtzeitig ein Ende.

In den Tests der Fachpresse zu jener Zeit durchbrach die ZR-1 sogar mit schöner Regelmäßigkeit die magische 300-km/h-Barriere. 1990 heimste die schnelle US-Flunder gleich mehrere Geschwindigkeits-Weltrekorde ein, so beispielsweise einen FIA-Weltrekord über 24 Stunden mit einer Gesamtdistanz von 6793 Kilometern und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 283,04 km/h. Bis ins vorletzte Produktionsjahr der Corvette C4, 1995, wurden insgesamt 6939 Exemplare der supersportlichen ZR-1 gefertigt, die bis zum Erscheinen der Corvette C5 Z06 im Jahr 2001 die bis dahin schnellste in Serie gebaute Vette war.

Jürgen Gassebner

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