BMW M5 W10: Dieser E39 hat einen VW-Zehnzylinder
Die Ära der großen Sportlimousinen mit zehn Zylindern unter der Haube, die Mitte der 2000er ihre Wellen schlugen, ist bis heute unvergessen. Wann sonst hatte man bei entsprechender Solvenz die Wahl, kreuzbrave Limousinen oder Kombis in Form eines BMW 5ers oder Audi A6 direkt beim Hersteller als muskelbepackten V10 zu kaufen? Doch noch bevor BMW M5 E60 und Audi S6 2004 respektive 2006 ihrer achtzylindrigen Konkurrenz Beine machten, rollte in Wolfsburg schon seit einigen Jahren ein Bayer unter falscher Flagge mit ganz besonderem Triebwerk durch die Gegend: einem W10.
Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der BMW M5 (2024) im Fahrbericht (Video):
Der BMW M5 W10 (E39) geht auf Ferdinand Piëch zurück
Strippenzieher hinter dem spannenden Protoyp – man kann es sich sicher denken – war niemand geringeres als der damalige VW-CEO Ferdinand Piëch. Der hatte nämlich ein Faible für Motoren in W-Bauweise und ließ in den 90er-Jahren diverse Triebwerke mit der unkonventionellen Anordnung entwickeln. Ihr Vorteil lag für Piëch klar auf der Hand. Dank der kompakten Bauweise brachten sie im Vergleich zu herkömmlichen V-Motoren bei gleicher Zylinderzahl weniger Gewicht auf die Waage. So entstanden ikonische Motoren wie ein W8, der im Passat B5 zu finden war, oder ein W12, der in Modellen wie dem VW Phaeton oder dem Bentley Continental GT zum Einsatz kam. Die Krönung fand der W-Motor mit Sicherheit in Form des W16, der zunächst Bugatti Veyron und Jahre später den Chiron befeuerte.

Diese mächtig hubraumstarke Verbrennerfamilie war allerdings nicht vollständig. Das fehlende Mitglied in Form des W10 hatte Ferdinand Piëch nicht vergessen. Dafür griffen die Techniker:innen wohl auf zwei VR5-Motoren mit 2,3 l Hubraum zurück, wie sie seinerzeit im VW Golf 4 oder VW Bora zu finden waren. Volkswagen fehlte den Erzählungen nach aber noch das passende Fahrzeug, um den Motor ausgiebig zu testen. Man kaufte kurzerhand einen BMW M5, entriss ihm den serienmäßigen 4,9-l-V8 und ließ noch lange vor dem BMW M5 (E60) einen Zehnzylinder in ihm wüten.
Produkte für den Klassiker:
Der W10-Motor ging nie in Serie
Der Umbau selbst entstand allerdings nicht in den Wolfsburger Werkshallen. Die Firma SwR aus Remscheid wurde mit der aufwendigen Transplantation beauftragt. Das Ergbenis konnte sich sehen lassen. Nicht nur, dass der Motorraum mit den Luftfilterkästen aus Carbon so ganz und gar nicht nach Prototyp aussah. Auch die Leistungsdaten sind heute noch wettbewerbsfähig: Laut Angaben leistet der Motor 507 PS (373 kW) und 550 Nm. Nicht nur sticht der BMW M5 W10 die serienmäßige Leistung des damals schnellsten E39 um 105 PS (77 kW), sondern war gleichauf mit dem noch nicht erschienenen V10-M5.
Auch interessant:
Die handgeschaltete Powerlimousine war sogar so gut, dass Ferdinand Piëch den M5 eine Zeit lang als persönlichen Wagen genutzt haben soll. Normalerweise endet die Geschichte hier, da solche Prototypen nach getaner Arbeit den Weg in die markeneigene Sammlung finden oder leider – wie so oft – verschrottet werden. Wie indes der einzige BMW M5 W10 der Zerstörung entkam, ist nicht überliefert. Fest steht, dass er in den Besitz der Firma GDM Motors kam, die ihn zum Verkauf anbot. Warum VW den W10 nie in Serie anbot, ist letztendlich nicht bekannt. In Phaeton oder Touareg hätte er mit Sicherheit eine passable Figur gemacht, doch möglicherweise war er zwischen W8 und W12 schlichtweg überflüssig.