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Geht auch ganz einfach:

Opel Diplomat/Porsche 928: Classic Cars Opel und Porsche im V8-Duell

Thomas Pfahl Leitender Redakteur Classic Cars
Inhalt
  1. Opel Diplomat & Porsche 928 im Classic Cars-Vergleich
  2. Chevy-V8 im Opel Diplomat Coupé
  3. Porsche 928: ausgewogener Transaxle-Sportler
  4. Technische Daten von Opel Diplomat Coupé & Porsche 928
  5. Fazit

Opel Diplomat gegen Porsche 928? Das geht nur im Classic Cars-Vergleich. Die beiden Viersitzer-Reisecoupés eint der Antrieb: Unter der Haube sitzt jeweils ein V8.

Einer der Vorteile eines Classic Cars-Magazins ist es, dass man Autos gegeneinander antreten lassen kann, die als Neuwagen niemals im direkten Wettbewerb zueinander standen. So wie hier: Opel Diplomat Coupé gegen Porsche 928? Immerhin trennt diese beiden Coupés schon ein Altersunterschied von über zehn Jahren – das sind gut anderthalb Auto-Generationen. Der Diplomat V8 wurde als Coupé von 1965 bis 1967 gebaut, der 928 rollte erst 1977 zu den Händlern. Der Opel war Bestandteil der riesigen KAD-Familie, der Porsche kam als komplett neues und eigenständiges Modell auf den Markt. Wo also liegen die Gemeinsamkeiten, wo wird der Vergleich rund? Fast schon ketzerisch fällt der Blick auf die Verbrauchswerte: Ja, hier liegen sie in der Tat eng beisammen – aber das ist für den Status eines Klassikers eher zweitrangig. Bei der Leistung wird es spannend: 230 PS (169 kW) gab es in Rüsselsheim seinerzeit für das exklusive Opel Diplomat V8 Coupé an, Stuttgart ließ den Porsche 928 bei 240 PS (177 kW) beginnen. Beide Autos bezogen ihre Leistung aus einem Achtzylinder-Motor, beide Autos boten (zumindest theoretisch) Platz für vier Personen samt Gepäck. Das machte sie zum Reisecoupé, zum klassischen Gran Turismo. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

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Opel Diplomat & Porsche 928 im Classic Cars-Vergleich

An dieser Stelle geht der Blick hin zum Ursprung beider Protagonisten: 1964 hatte Opel eine Reihe von Oberklasse-Limousinen auf den Markt gebracht, die je nach Ausstattung als Kapitän, Admiral oder Diplomat vermarktet wurden. 1965 wurde diese sogenannte KAD-Reihe um ein Coupé ergänzt, das auf dem Opel Diplomat basierte und grundsätzlich den ab dem gleichen Jahr für die übrigen Modelle optional erhältlichen 5,4-Liter-V8 unter der Haube trug. Bei gleicher Grundfläche (Länge und Breite) war es etwas flacher als der Viertürer und erreichte dadurch auch eine etwas höhere Spitzengeschwindigkeit. Der amerikanische Einfluss im Hause Opel war mit dem Opel Diplomat Coupé weder zu übersehen noch zu überhören: Der Motor stammte natürlich aus dem GM/Chevrolet-Programm.

Rechtzeitig zum Start der Muscle-Car-Ära hätte Opel im beliebten Segment mitmischen können, doch die Europäer konnten mit dem Auto (noch) nicht viel anfangen. Es blieb bei knapp über 300 Exemplaren, die Karmann in zwei Jahren fertigte. Bei Porsche war zu jener Zeit noch eine Monokultur angesagt: Der 911 und sein Vierzylinder-Derivat 912 hatten gerade den 356 abgelöst. Trotzdem dachten die Verantwortlichen bereits über einen Ausbau der Modellpalette nach – wobei man den sportlichen Fahrzeugen treu bleiben würde. Dem Mittelmotor-Sportwagen 914 folgte 1975 das erste Auto mit Frontmotor und Transaxle-Bauweise: der 924. Das Konzept war erfolgversprechend, Harm Lagaay zeichnete ein weiteres, größeres Modell, den 928. Der sollte sogar den 911 ablösen. Dessen Fans aber legten ihr Veto ein, aus dem Porsche 928 wurde schließlich eine eigene Baureihe.

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Chevy-V8 im Opel Diplomat Coupé

Tatsächlich war der große Porsche 928 ganz anders positioniert als der bisherige 911: Vier vollwertige Sitze und der große Kofferraum unter der verglasten Heckklappe machten ihn deutlich reise- und alltagstauglicher als den bekannten – und in seinem Segment bewährten – Heckmotor-Sportwagen. Die Fahrdynamik spielt bei Porsche traditionell eine große Rolle, so auch in diesem Fall: Die sogenannte Weissach-Hinterachse bot ein hohes Maß an Fahrsicherheit. Es hätte nicht zur Marke gepasst, den Motor zuzukaufen. Da Porsche vor allem den amerikanischen Markt im Visier hatte, musste es natürlich ein V8 sein, der im eigenen Hause entstand. Mit 4,4 Liter Hubraum bewegte man sich im Feld der kleineren US-Motoren, die Leistung von ursprünglich 240 PS (177 kW) war aber deutlich präsenter als in den amerikanischen Big Blocks, wo ein Großteil der Leistung im Wandler verpuffte.

Damit schließt sich der Kreis zum Opel Diplomat Coupé: Ja, die 230 PS (169 kW) sind da. Irgendwo zwischen Kurbelwelle und Hinterachs-Differenzial. Die Zweistufen-Automatik verleiht dem Opel dieses typisch amerikanische Fahrgefühl. Die Fuhre bäumt sich auf, der Motor verkündet mit kernigem Bass, dass er die Arbeit aufgenommen hat – irgendwann setzt sich das Fünf-Meter-Schiff schaukelnd in Bewegung. Das fast filigran detaillierte Cockpit des Classic Cars mag kaum zum drehmomentstarken V8 und dem äußeren Erscheinungsbild passen. Aber das war beim Chevy Nova, der als Vorbild für die erste KAD-Generation gilt, ganz ähnlich. Der Opel Diplomat ist ein Kind der 60er, bietet viel Platz, aber wenig Halt.

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Porsche 928: ausgewogener Transaxle-Sportler

Das macht der Porsche 928 anders. Das Cockpit ist um den Fahrersitz herumgebaut, die Sitze scheinen einen umarmen und festhalten zu wollen. Und der Motor setzt in Zusammenarbeit mit dem Fünfgang-Getriebe (eine Automatik gab es optional) jeden Gasstoß umgehend in Vortrieb um. Bei 206 km/h ist Schluss im Opel Diplomat, und selbst die will man ihm (und sich selbst) eigentlich gar nicht zumuten. Lenkpräzision ist aufgrund der Kugelumlauflenkung und der relativ schmalen, hohen Reifen kein Thema. Außerdem will der Opel förmlich ums Eck gewuchtet werden. Das geht absolut in Ordnung, man muss sich eben darauf einlassen. So gewinnt auch der Kickdown schnell seinen Reiz: Das Opel Diplomat Coupé schüttelt sich und stürmt nach vorn. Der Porsche 928 macht das alles gelassener, mit bis zu 232 km/h will er davonrennen, erreicht schon die 100er-Marke deutlich schneller. Auch die Kurven verlieren wegen des ausgewogenen Gewichtsverhältnisses schnell ihren Schrecken. Ohne ständig auf die Eckdaten und Werte zu schielen: Was diese Autos eint, ist ihre souveräne, gediegene Kraftentfaltung – und ihr Platzangebot, das sie bei Bedarf durchaus zum Begleiter im Alltag werden lässt.

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Technische Daten von Opel Diplomat Coupé & Porsche 928

Classic Cars 10/2021Opel Diplomat V8 CoupéPorsche 928
MotorV8; vorn längs; 2-VentilerV8; vorn längs; 2-Ventiler
Hubraum5354 cm³4420 cm³
Leistung169 kW/230 PS177 kW/240 PS
Max. Drehmoment435 Nm bei 3000 - 3200/min380 Nm bei 3600/min
GetriebeZweistufen-AutomatikFünfgang-Getriebe, manuell
AntriebHinterradHinterrad
L/B/H (mm)4948/1902/14324447/1836/1282
Leergewicht1610 kg1465 kg
Bauzeit1965 - 19671977 - 1986
Stückzahl30418.000 (240 PS)
Beschleunigung0 auf 100 km/h in 9,5 s0 auf 100 km/h in 6,9 s
Höchstgeschwindigkeit206 km/h232 km/h
Verbrauch15,0 l/100 km15,8 l/100 km
Grundpreis (Jahr)25.500 Mark (1965)55.000 Mark (1977)

 
Thomas Pfahl Thomas Pfahl
Unser Fazit

Im Prinzip ist dieses Duell ein Classic Cars-Duell der Motoren. Fast möchte man von Anbiederung sprechen, als der Autobauer des legendären Sechszylinder-Boxers plötzlich im Porsche 928 einen eigenen V8 für den US-Markt entwickelte – immerhin zeigte dieser, Porsche-typisch, 1977 den Stand der Technik. Opel hingegen nutzte die Möglichkeit und verpflanzte den in der Familie ohnehin vorhandenen Kult-Motor in seine große Baureihe. Schaut man auf die Verkaufszahlen, ist das 928-Konzept am Ende besser aufgegangen: Mit 304 Exemplaren blieb das Opel Diplomat V8 Coupé eine Randerscheinung – vielleicht war es nicht amerikanisch genug, vielleicht aber auch einfach zu teuer…

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