BMW i8 vs. Porsche 918 Spyder: Hybrid-Sportler im Vergleich Sportwagen-Revolution
BMW i8 und Porsche 918 Spyder elektrisieren die Supersportwagenwelt – und sind die Aushängeschilder der deutschen Automobilindustrie. Erster Vergleich
Hockenheim, Grand-Prix-Kurs. Zwei Supersportwagen stehen in der Boxengasse zum Fotoshooting bereit. Normalerweise sorgen die aggressiv-kehlig tönenden Motoren dabei bereits im Schritttempo für die passende Geräuschkulisse.
Diesmal ist es anders. Mit dem BMW i8 (126.000 Euro) und dem Porsche 918 Spyder (839.426 Euro) rollen der günstigste und der teuerste Plug-in-Sportwagen aus deutscher Fertigung nur mit einem leisen Surren der E-Motoren nahezu lautlos auf die Rennstrecke.
Das also ist die Zukunft: Plug-in-Hybride – lokal emissionsfreies Fahren mit Energie aus der Steckdose und der Kraft eines zusätzlichen Verbrennungsmotors für längere Distanzen. Klingt vernünftig, aber irgendwie auch langweilig.
Doch das ist es nicht. Zumindest nicht, wenn es um diese Supersportler geht. Kaum zu glauben, dass die Reduktion der CO2-Emissionen zwei derartige Boliden hervorgebracht hat. Bei ihnen darf der elektrische Fahrmodus durchaus als Zusatznutzen der komplexen Symbiose aus E- und Verbrennungstechnik bezeichnet werden.
Denn weder i8 noch 918 Spyder lassen, sobald vom elektrischen Fahr- in den Sportmodus gewechselt wird und die Verbrennungsmotoren zünden, über ihre eigentliche Bestimmung Zweifel aufkommen. Dann ist es nämlich vorbei mit der Ruhe, und BMW und Porsche präsentieren sich mit imposanter Geräuschkulisse als Supersportwagen einer neuen Epoche.
Der 918 beschleunigt in 19,5 Sekunden auf Tempo 300
Der Porsche 918 ist dabei der aktuelle Superlativ auf deutschen Straßen. Sein in der Fahrzeugmitte platzierter V8-Saugmotor leistet 608 PS und ist mit einem 156-PS-E-Motor gekoppelt, der als Starter und auch als Booster dient.
An der Vorderachse sorgt ein zweiter 129 PS starker E-Motor für Unterstützung. Porsche gibt eine Systemleistung von 887 PS und ein maximales Drehmoment von bis zu 1280 Nm an.
Zahlen, die beeindrucken und einem im Selbstversuch den Verstand rauben. Nach nur 2,6 Sekunden hat der 918 aus dem Stand Tempo 100 erreicht. Gerade mal 4,8 Sekunden später hämmert er unter infernalischem Trompeten aus den nach oben aus dem Heck ragenden Auspuffendrohren mit 200 km/h über die Piste.
Auch wenn sich der vordere E-Motor wegen seiner festen Übersetzung bei Tempo 265 abkoppelt, reicht der Schub aus, um nach 19,5 Sekunden die 300er-Marke zu durchbrechen.
Der BMW setzt auf ein ähnliches Layout, auch wenn die Leistungsdaten deutlich gemäßigter ausfallen. BMW greift ins Konzernregal und puscht den Dreizylinder-Turbo aus dem Mini auf 231 PS und platziert ihn samt zusätzlichem Elektro-Booster im Riementrieb und Sechsstufen-Automatik vor die Hinterachse.
Vorn installieren die Münchner einen E-Motor mit 131 PS, der über ein Zweigang-Getriebe die Vorderachse antreibt. Ausgesprochen locker gibt das System seine Leistung ab – der BMW erreicht schneller Tempo 200 als ein vergleichbarer Porsche 911.
Gegen den 918 Spyder hat er natürlich keine Chance, doch darum geht es in diesem Vergleich auch gar nicht.
Die E-Technik perfektioniert den Verbrennungsantrieb
Es geht darum, wie die beiden Hybridsportler ihre Leistung abgeben. Beide Systeme zeichnet das Gleiche aus: Ihre Kraft lässt sich ausgesprochen souverän übers Gaspedal verwalten, egal ob es die 887 PS des 918 oder die 362 PS des i8 sind.
Der Grund dafür liegt in der perfekten Zusammenarbeit der beiden Antriebsquellen. Beim Porsche überbrücken der Booster und der E-Motor an der Vorderachse den bei einem hochgezüchteten Saugmotor eher kraftlosen unteren Drehzahlbereich.
Beim BMW wiederum glättet die Elektrotechnik das konzeptbedingte träge Ansprechverhalten des kleinen Turbos. Im Endergebnis führt das hier wie dort zu einem traumhaft direkten Ansprechverhalten. Zurück im Spritsparmodus zeigen die Systeme ihre ganze Bandbreite.
Der BMW fährt mit voll geladenem Akku bis zu 37 km rein elektrisch. Durch Rekuperation sowie im Eco-Modus optimierter Steuerung von Motor und Nebenaggregaten begnügt sich der i8 im Test mit 7,8 Litern und 3,4 kWh auf 100 km.
Auch der Porsche, der bis zu 30 km ohne Verbrennungsmotor zurücklegen kann, markiert mit 11,4 Litern und 2,7 kWh in seiner Leistungsklasse einen neuen Bestwert.
Zum Vergleich: Der 350 PS starke und als sehr effiziente geltende Porsche 911 Carrera verbraucht im Test 11,2 Liter. BMW und Porsche allein auf ihre Antriebsquellen zu reduzieren, wäre aber falsch. Denn beide definieren sich auch durch ihren Leichtbau.
Während Porsche auf die manuelle Fertigung handlaminierter Karbonstrukturen setzt, hat BMW die Produktion des edlen Werkstoffs industrialisiert:
Die Karosserieteile werden industriell unter hohem Druck deutlich günstiger hergestellt. Das Ergebnis ist in beiden Fällen eine extrem steife und leichte Karosserie, die beim i8 sogar Platz für vier Personen bietet. Der Porsche bleibt beim klassischen Sportwagen-Layout für zwei Personen.
Dennoch wiegt der Stuttgarter Bolide mit gemessenen 1634 kg fast 100 kg mehr als der MünchnerHybrid (1539 kg). Die riesigen Karbon-Keramik-Bremsscheiben, die im warmem Zustand den Porsche aus Tempo 100 nach 29,4 Metern zum Stehen bringen, oder die an der Vorderachse 265 mm und an der Hinterachse 325 mm breiten Räder, die für irrsinnige Querbeschleunigungen sorgen, haben ihr Gewicht.
Der i8 kommt mit deutlich kleineren Bremsen aus und steht zudem auf für einen Sportwagen recht schmalen Reifen. Bestwerte setzt er damit weder beim Bremsen noch auf der Rennstrecke – unterm Strich ist BMW im Vergleich zu Porsche also die Effizienz wichtiger als die absolute Performance.
TECHNIK |
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BMW i8 |
Porsche 918 Spyder |
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Motor | 3-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo, Direkteinspritzung |
V8-Zylinder, 4-Ventiler, Direkteinspritzung |
Hubraum | 1499 cm³ | 4593 cm³ |
Leistung | 170 kW / 231 PS bei 5800 /min | 447 kW / 608 PS bei 8700/min |
Max. Drehmoment | 320 Nm bei 3700 /min | |
E-Motor | permanenterregte Synchron-Reluktanz-Maschine | 2 perm. erregte Synchronmaschinen |
Leistung | 96 kW/131 PS | 210 kW / 285 PS bei 6500 /min |
Drehmoment | 250 Nm | |
Systemleistung | 266 kW/362 PS | 652 kW / 887 PS bei 8500 /min |
Gesamtdrehm. | 917 bis 1280 Nm bei max. 9150 /min | |
Getriebe | 6-Stufen-Automatik (Benziner), 2-Gang-Automatik (E-Motor) |
7-Gang, Doppelkupplung (PDK), automatisch |
Antrieb | Hybrid-spezifischer Allrad |
Allrad/Hinterrad |
Batterie | Lithium-Ionen, 6,8 kWh, Plug-in-Ladesystem | |
L/B/H | 4689/1942/1293 mm | 4643/1940/1167 mm |
Radstand | 2800 mm | 2730 mm |
Leergewicht/Zuladung | 1485 / 370 kg | 1674 kg |
Kofferraumvol. | 154 l | |
Abgasnorm | Euro 6 | |
Typenklasse | HP 16/VK 30/TK 30 | |
FAHRLEISTUNGEN | ||
0-100 km/h | 4,4 s | 2,6 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h1,2 | 345 km/h1 |
Testverbrauch | 7,8 l SP & 3,4 kWh/100 km | 11,4 l SP & 2,7 kWh/100 km |
EU-Verbrauch1 | 2,1 l SP/100 km | 3,1 l S/100 km |
CO2-Ausstoß1 | 49 g/km | 72 g/km |
Grundpreis | 126.000 Euro | 839.426 Euro |
1Werksangaben,2elektr. begrenzt | 1Werksangaben |
BMW i8 und Porsche 918 Spyder sind die Vorboten einer neuen SportwagenÄra. Beiden gelingt es, Dynamik mit Effizienz in Einklang zu bringen. Der 918 markiert hier das technisch Machbare, während der i8 zeigt, wie E- und Karbontechnologie in die Großserie einfließen können
Michael Godde