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Geht auch ganz einfach:

30 Jahre Mercedes T-Modelll Große Klappe mit viel dahinter

Mit dem T-Modell verkauft Mercedes 1978 zum ersten Mal einen Lifestyle-Kombi nicht nur für Handwerker. Ein Erfolgsgeschichte

Dem Erfinder des Automobils gelingt vor 30 Jahren ein großer Wurf. Auch wenn es kein ganz neuer ist, dafür aber einer, der in eine neue Richtung geht, wegweisend für eine ganze Sparte wird – der Life-Style-Kombi.

Ein Auto nicht nur für Handwerker, sondern für die ganze Familie. Was heute bei fast keinem Hersteller der Mittel- und Oberklasse fehlen darf, ist in den 1970er Jahren Seltenheit: Lediglich die Volumenhersteller wie Ford (mit dem Granada Turnier), Opel (mit dem Rekord CarAVan) oder Volvo (mit dem 265) bieten große Kombis an. Doch die sollen eben die Handwerker unterstützen. Ein Mercedes für Arbeiter? Damals undenkbar.

Mit dem T-Modell der Baureihe W123 fängt eine kleine Revolution im Hause Mercedes an. Denn mit dem Nachfolger des legendären /8 wollen die Stuttgarter erstmals einen Kombi mit ins Programm nehmen. Zwar gibt es schon vom Vorgänger W114/115 (besser bekannt als /8) Kombi-Versionen, doch nicht vom Mercedes-Werk, sondern von Karosseriebauern wie Binz, Miesen, Rappold oder Pollmann und nur für besondere Zwecke: Als Leichen- und Krankenwagen können die verlängerten Fahrzeuge den dringend benötigten zusätzlichen Stauraum gut verwenden.

Anfang der 1970er Jahre wird jedenfalls zuerst der Nachfolger des /8 geplant, allerdings nur als Limousine und Coupé. Einen Kombinationskraftwagen für Handwerker möchten die Stuttgarter nicht konzipieren, so etwas passt nicht ins Image der Marke. Wer Bauschutt oder viel Werkzeug transportieren möchte, greife bitte lieber zu den Mercedes-Nutzfahrzeugen vom Schlage L206, L207, L306, L307 oder später den Mercedes T1 (ab 1977). Die Freizeitwelle der Familien ist schon längst angebrochen, aber ein praktisches, großes und auch variables Auto für die ganze Familie findet in den Köpfen der Verantwortlichen noch keinen Platz.

Das endgültige Styling der neuen Mittelklasse wird Anfang 1973 verabschiedet. Ein Jahr später wird dem Vorstand dennoch ein Stationswagen präsentiert, obwohl der von ihm gar nicht in Auftrag gegeben worden war. Im Verborgenen haben Designer um ihren Chef Joseph Gallitzendörfer den Kombi gezeichnet. Der Vorstand Werner Niefer ist allerdings von dem Ergebnis begeistert und beschließt die Serienproduktion.

Zu recht, denn der neue Benz verspricht mit einigen Innovation und frischen Design-Ideen ein Erfolg zu werden: große Fensterfläche, dynamisch geneigte Heckklappe, üppig ausgekleideter Kofferraum und eine hochwertige Verarbeitung unterscheiden den Stuttgarter von seinen Konkurrenz-Lasteseln. Als Optionen sind eine zusätzliche Sitzbank für Kinder im Kofferraum und die asymmetrisch teilbare Rücksitzlehne denkbar.

Bei der Namensfindung verabschiedeten sich die Stuttgarter schnell von S oder ST (für Stationwagen) und K (für Kombi) und entscheiden sich für ein einfaches T. Die genaue Bedeutung wird nie festgelegt, mit Tourismus und Transport liegt man aber noch heute richtig. Werksintern bleibt es aber beim S vor der Baureihen-Zahl.

Zwischen 1978 und 1985 läuft der S123-Kombi mit einer Länge von 4,72 Metern vom Band, wird in etlichen Vorabend-Serien bekannt, wie in Hart aber herzlich als Dienstwagen des Butlers Max. Zuerst werden nur drei Benziner und zwei Dieselmotoren verbaut, die Leistung reicht für den Hecktriebler mit 109 bis 136 PS aber aus. Der günstigste Mercedes Kombi kostet 24.000 Mark und ist damit 4000 Mark teurer als die vergleichbar motorisierte Limousine.

Beliebt wird ab 1980 der 300 TD Turbodiesel mit 125 PS. Zwar kostet der Lader gegenüber dem Sauger zusätzlich rund 6000 Mark, aber viele Kunden sind bereit 37.200 Mark für den schnellen Selbstzünder auszugeben. Das TD bedeutet übrigens nicht Turbodiesel, sondern Touringdiesel. Findet ein Lader unter der Haube Einzug, folgt zusätzlich das Wort Turbodiesel.

1982 erhalten alle W123-Modelle rechteckige Scheinwerfer, die vorher nur den stärkeren Motoren vorbehalten waren und endlich findet die Servolenkung auch bei der Basis Einzug. Das ABS gibt es nun für 3000 Mark als Option und der Fahrerairbag ist ebenfalls verfügbar.

Bis Ende 1985 wird der W123 gebaut. Ein Jahr zuvor startete aber schon die neue W124er-Reihe mit einem völlig neuen Design und wenig später auch wieder der T genannte Kombi. Neu in dieser Klasse ist ab 1985 der Allradantrieb 4-Matic, der allerdings rund 15.000 Mark Aufpreis kostet. Ab 1986 gehört ein Dreiwege-Katalysator zur Serienausstattung der Benziner. Jeweils vier Diesel- und Ottomotoren bis 188 PS stehen zur Wahl. Gegenüber dem Vorgänger kann der Neue sein Luftwiderstand deutlich reduzieren, was bessere Fahrleistungen und geringen Verbrauch ergibt.

1989 folgt eine kleine Modellpflege. Breite Gummi-Schutzleisten werden durch glatte Seitenverkleidungen ersetzt. Im Innenraum erhalten Polster und Cockpit eine leichte Auffrischung. Leistungsstärkster Kombi ist nun der 300 TE-24 mit Reihensechszylinder und 220 PS.

Nach nur vier Jahren (1993) folgt eine weitere Modellpflege des 124er. Neu: Unter der Haube steckt auf Wunsche ein AMG-Motor mit 3,6-Liter Hubraum und 272 PS. Wichtigste Änderung wird allerdings der neue Name. Alle Modelle nennen sich nun E-Klasse und führen den Buchstaben vor der Motorbezeichnung am Kofferraumdeckel. Das soll auch zukünftig so bleiben.

1996 löst die Baureihe W210 den 124er ab. Die E-Klasse mit dem Vier-Augen-Gesicht wird größer und komfortabler, hat aber anfangs einige Qualitätsprobleme. Die Motorenpalette erweitert sich dafür ständig: Fünf Diesel und acht Benziner stehen nun zur Wahl. Zum ersten Mal nimmt sich die Tuning-Schmiede AMG einen V8 vor und pflanzt den 5,5-Liter großen Motor in das E 55 AMG T-Modell mit 354 PS ein. Stärker und schneller ist bis dahin kein Mercedes-Kombi.

1999 erhält die Oberklasse für alle Modelle ein Facelift, die Diesel bekommen mehr Leistung, Frontbereich mit Kühlergrill, Heckleuchten und Türgriffe werden geändert. Seitliche Blinker werden in den Außenspiegeln integriert und der Innenraum wartet mit neuer Instrumentierung, Materialien und Multifunktionslenkrad auf. Sicher: ESP ist nun serienmäßig. Bis 2002 wird die Baureihe 210 produziert, der Kombi sogar noch ein Jahr länger, dann folgt die neue E-Klasse W211.

Das neue E-Klasse T-Modell ist 32 Millimeter länger als die Limousine, wird im Januar 2003 vorgestellt und bis 2006 gebaut, dann kommt die Modellpflege mit dem neuen Sicherheitssystem Pre-Safe und optischer Überarbeitung. Mit dem aktuellen Kombi der E-Klasse hat Mercedes die Idee des S123 konsequent weiterentwickelt – das T-Modell ist mehr denn je ein großer und luxuriöser Kombi für die ganze Familie.

Mit dem Erfolg des 123er, 124er, 210er und E-Klasse will sich Mercedes aber 1996 nicht mehr zufrieden geben und stellt ein Kombi-Modell der C-Klasse vor. Bis 1997 läuft der erste Mittelklasse-Kombi mit drei Dieselmotoren (88 bis 150 PS) und vier Benzinern (122 bis 150 PS) von den Bändern. Der Modellwechsel des 202-Reihe genannten Stuttgarters erfolgt 1997 und sorgt für eine sehr große Motorenvielfalt unter anderem mit zwei AMG-Modellen.

Der Nachfolger 203 kommt 2001 auf den Markt und wird bis 2007 verkauft. Erkennungsmerkmal sind die ineinander laufenden Doppelscheinwerfer. Mit der neuen Baureihe W204 steht seit Dezember 2007 wieder ein neuer Kombi bei den Händlern. Und mit dem C 63 AMG nicht nur ein ganz starker, sondern vor allem ganz eleganter. So wie es sich die Mercedes-Vorstände Anfang der 1970er Jahren gewünscht haben.
hob

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