Alfa 156 GTA/Delta Integrale: Classic Cars
Ikonen-Treffen von 156 und Delta
- Alfa Romeo 156 GTA und Lancia Delta HF Integrale Evo 2: Classic Cars
- Der 156 mit letztem echtem Alfa-V6
- Delta Integrale ist Rallye-Legende schlechthin
- Der Evo II ist 1993 die letzte Ausbaustufe
- Viele Delta wurden durch Tuningsünden zerstört
- Technische Daten von 156 GTA und Delta HF Integrale Evo 2
- Technische Daten
- Fazit
Emotion und Leidenschaft. Dafür standen Autos von Alfa und Lancia. Gerade bei Letzteren sprang der Funke in den vergangenen Jahren nur noch selten auf die Kundschaft über. Höchste Zeit für eine Ausfahrt mit den jungen Classic Cars 156 GTA und Delta HF Integrale EVO II der Traditionsmarken.
Was Alfa und Lancia in den letzten Jahrzehnten unter das automobile Volk bringen wollten, war oft nichts anderes als eine Zumutung. Modelle wie der unförmige Punto-Bruder Mito, der wenig erfolgreiche 166 oder der übergewichtige Brera sind nur einige Beispiele für die verfehlte Alfa-Unternehmenspolitik, die erst seit wenigen Jahren korrigiert wird. Die längst überfällige Wiederbelebung der Marke Alfa Romeo als sportliche Alternative in der gehobenen Mittelklasse läuft auf vollen Touren.
Von so viel Zuspruch können Fans der Marke Lancia immerhin dank elektrischer Zukunftspläne träumen. Zuletzt wurden Chrysler-Modelle wie der 200 als Lancia Flavia, der 300 als Lancia Thema und der Voyager in Europa mit Lancia-Logo verkauft. Badge Engineering nennt man so etwas. Doch wenn das italienische Restaurant statt frischer Pasta Burger mit Pommes serviert, wundert man sich nicht, dass es pleitegeht. Das hat Mutterkonzern Stellantis endlich erkannt und eine neue Modelloffensive angekündigt. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
So eine Oldtimer-Rallye organiseren (Video):
Alfa Romeo 156 GTA und Lancia Delta HF Integrale Evo 2: Classic Cars
Die einstige Ingenieursmarke konnte man schon fast in einem Atemzug mit anderen untergegangenen Herstellern nennen. Alfa und Lancia sind zwei Traditionsmarken, die seit 1986 beziehungsweise 1969 unter dem Fiat-Dach vereint sind. Teil der Alfa-DNA ist ohne Zweifel der 156, der 1997 sein Debüt feierte. In seiner höchsten Leistungsstufe als GTA debütiert er 2002. Nicht nur aufgrund seines charismatischen V6 und seines aufregenden und doch puristischen Designs gilt er als einer der letzten echten Klassiker von Alfa. Das Kürzel GTA geht zurück auf die Wettbewerbsversionen der Bertone Coupés, die Mitte der 60er- bis Anfang der 70er-Jahre auf den Rennpisten für Furore sorgten.
Am 9. September 1963 präsentierte Alfa Romeo den Giulia Sprint GT. Zur Legende wurde der Giulia Sprint, als sich Alfa Romeo und die Rennabteilung Autodelta 1965 dazu entschlossen, aus dem braven Sprint einen wettbewerbstauglichen Rennwagen zu machen. Aus 1570 Kubik schöpfte der Vierzylinder kraftvolle 170 PS (125 kW) bei einem Kampfgewicht von nur 745 kg. Stark, schnell und "alleggerita" – erleichtert. Die Bezeichnung GTA war geboren und kann getrost als Untertreibung gesehen werden, denn das Fahrzeuggewicht wurde um immerhin 205 kg reduziert.
Der 156 mit letztem echtem Alfa-V6
Leistung und Leichtigkeit führten zu unzähligen Renn-Erfolgen und begründeten den GTA-Mythos. Herausragende Rennerfolge kann der 156 GTA zwar nicht vorweisen. Aber der Anspruch an die Sportlichkeit bleibt trotz eines Leergewichts von knapp 1,5 t gewahrt. Auch wenn "Alleggerita" anders geht, ist der 156 GTA nicht nur aufgrund seiner Zender-Verspoilerung und des sportlichen Interieurs eine betont dynamische Limousine. Herzstück ist der 3,2-l-V-Sechszylinder, der unter anderem im GTA seinen Ausstand feierte. Das Rumpfaggregat schuf Giuseppe Busso bereits 1979 als 2,5-l-V6. Als GTA erhielt der 156 die letzte Ausbaustufe des drehfreudigen Arese-V6.
Danach bediente sich Alfa bei den Sechszylindern von Holden/GM. Daher gilt der Motor nicht nur wegen seiner einzigartigen Optik unter den Alfisti als "letzter echter Alfa-Motor". Mit dem Dreh des Zündschlüssels zaubert das dumpfe Grollen ein Lächeln ins Gesicht. Die 250 PS (184 kW) aus 3,2 l Hubraum werden durch ein eng gestuftes Sechsgang-Getriebe auf Galopp gehalten. Das Cuore Sportivo mit 60 Grad Zylinderbankwinkel begeistert mit spontanem Antritt aus dem Drehzahlkeller. Zwar fehlt der Limousine in Kurven spürbar die Leichtigkeit des Urahnen, durch die präzise und direkte Lenkung in Kombination mit dem straffen und mitteilsamen Fahrwerk erhält der 156 GTA aber einen eigenen, Alfa-typischen Charakter. Die Suche nach einem gepflegten Original ist nicht nur aufgrund der geringen Stückzahl schwierig geworden. Zu viele sind dem Charme der "Verbesserungen" erlegen.
Delta Integrale ist Rallye-Legende schlechthin
Ähnlich und doch anders verhält es sich mit Lancias letztem Modell mit hohem "Will haben"-Faktor, dem Delta HF Integrale. Auf der IAA debütierte der Delta 1979 als brave Kompaktlimousine. Unter dem kantigen, von Giugiaro gezeichneten Blech steckt neben Fiat-Ritmo-Technik auch eine Menge Lancia-Geist. Doch wie wurde die bürgerliche Schräghecklimousine zum Mythos? Noch heute wird der Delta für seine Rallye-Erfolge vergöttert und ist gleichzeitig wegen seiner Unzuverlässigkeit gefürchtet. Mit sechs Weltmeistertiteln zwischen 1987 und 1992 in Folge avancierte der Delta zur Rennlegende.
Dabei war die Kompaktlimousine damals eine Notlösung. Eine Reglementsänderung führte dazu, dass Lancia die sieben Jahre alte Konstruktion 1987 zum Sportgerät mit Allrad und Turbo aufrüstete. Mit Erfolg: Auf den Rüttelpisten der Safari Rallye und auf den eisigen Serpentinen im Hinterland von Monte Carlo wurde der Mythos Delta HF Integrale geboren. Mit der Zusatzbezeichnung HF (High Fidelity) verwendete Lancia das erstmals 1966 eingeführte Kürzel für sportliche Fahrzeuge auch beim Delta. 1987 gewann Lancia mit dem Delta HF 4WD auf Anhieb die Rallye-Weltmeisterschaft. Ende des Jahres debütierte der Nachfolger namens Delta Integrale. Insgesamt fuhr der Delta 46 Siege in der Gruppe A, davon sechs Gesamtsiege bei der Rallye Monte Carlo, ein. Die Konkurrenz – vor allem Toyota – sah nur die Rücklichter.
Der Evo II ist 1993 die letzte Ausbaustufe
Die 5000 zur Homologation aufgelegten Straßenversionen leisteten 165 PS (121 kW) und wurden noch mit der schmalen Karosserie ausgeliefert. 1989 folgte mit dem Delta HF Integrale 16V die nächste Evolutionsstufe. Auch die Serienversion erhielt den 200 PS (147 kW) starken Vierventil-Motor. Ende 1991 zog sich Lancia aus der Rallye-Weltmeisterschaft zurück. Die Straßenversion des Delta Integrale Evoluzione setzte unterdessen mit 210 PS (154 kW) und einer Beschleunigung von null auf 100 km/h in 5,7 s neue Maßstäbe. 1993, lange nach dem offiziellen Rückzug aus der Rallye-WM, entsteht mit dem Evo II die letzte Entwicklungsstufe. 215 PS (158 kW) leistet der abgasgereinigte Turbomotor.
Mit zahlreichen Extras wie einer Klimaanlage verfügte der Evo II über das höchste Ausstattungsniveau aller Integrale-Modelle. Schon von außen vermitteln die dicken Backen des Delta Evo und der hochgestellte Dachspoiler pure Sportlichkeit. Nimmt man in den tief positionierten "Highback"-Recaros Platz, spürt man, warum der Delta ein erfolgreiches Rallyeauto wurde. Überraschend unaufgeregt fällt die Erweckung des aufgeladenen Vierventilers aus. Kein Bollern, kein Zischen ist zu hören, obwohl die Optik dies vermuten ließe. Der Delta lässt sich, bis alle Flüssigkeiten behutsam warm gefahren sind, gutmütig und überraschend alltagstauglich bewegen. Keine Anzeichen davon, dass man in einem Turbo alter Schule sitzt.
Viele Delta wurden durch Tuningsünden zerstört
Der domestizierte Sportler gibt sich zahm und berechenbar. Auch bei höherem Tempo jagt einem der Delta keine Angst ein. Lenkung, Bremse und Fahrwerk mit breiter Spur verschmelzen zu einer fahraktiven und intuitiv zu bedienenden Einheit. In Kombination mit dem drehfreudigen Motor, bei dem ab 3000 Touren die Post abgeht, wird das herausbeschleunigen aus engen Landstraßenkurven dank bärenstarker Traktion zum Hochgenuss. Nur muss dann auch bald die nächste Tankstelle angesteuert werden. Die vom Werk angegebenen 10,6 l/100 km sind reine Fantasie.
Leider haben mangelnde Wartung, das falsche Öl und Tuningsünden viele Delta zerstört. Als regelmäßig gepflegtes Original machen beide Sportler unheimlich viel Spaß. Der Alfa ist zeitlos elegant mit genügend Punch aus dem Drehzahlkeller und sattem Sound, der Delta eine kurvengierige Fahrmaschine mit unfassbarer Traktion und elastischem Turbomotor. Denkt man an die Angebote beider Traditionsmarken in den letzten Jahren zurück, wird klar: Diese beiden Sportler gehören zu den wenigen jungen Charakterdarstellern ihrer Marken.
Technische Daten von 156 GTA und Delta HF Integrale Evo 2
Technische Daten | Alfa Romeo 156 GTA | Lancia Delta HF Integrale Evo II |
Motor | V6 | R4, Turbo |
Nockenwellenantrieb | Zahnriemen | Zahnriemen |
Hubraum | 3179 ccm | 1995 ccm |
Leistung | 250 PS | 215 PS |
Maximales Drehmoment | 300 Nm | 308 Nm |
Getriebe | Sechsgang | Fünfgang |
Antrieb | Vorderrad | Allrad |
L/B/H in mm | 4430/1745/1415 | 3900/1770/1365 |
0-100 km/h | 6,3 s | 5,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h | 220 km/h |
Verbrauch | 12,1 l/100 km | 10,6 l/100 km |
Bauzeit | 2002-2005 | 1993-1994 |
Stückzahl | 4651 | 2479 |
Preis | 38.400 Euro (2002) | 64.670 Mark (1994) |
Den Titel "Auto des Jahres" tragen beide. Der Delta wird 1980 zum einzigen Lancia, der diesen Titel je bekommen wird, 18 Jahre später wird der 156 in den Autoadel erhoben. Das macht beide nicht automatisch zu unsterblichen Klassikern. Vielmehr ist es die Summe ihrer Eigenschaften. Der 156 strebt vor allem als GTA eine steile Youngtimer-Karriere an. Sein Sound macht süchtig. Der Delta HF Integrale ist auf den härtesten Rallyes der Welt längst zur automobilen Ikone geworden. Ihn zeichnen Agilität, Traktion und Power aus. Wer beide besitzt, hat alles richtig gemacht.