H-Kennzeichen: Voraussetzungen, Vorteile & Tipps fürs Gutachten
- Wie bekommt ein Oldtimer ein H-Kennzeichen?
- Was kostet ein H-Kennzeichen?
- Wie hoch ist die Kfz-Steuer mit H-Kennzeichen?
- Darf man mit H-Kennzeichen in eine Umweltzone fahren?
- Was benötigt man für ein H-Kennzeichen?
- Saisonkennzeichen oder Wechselkennzeichen mit H?
- Klappt eine Zulassung für noch nie angemeldete Oldtimer?
- Fazit
Wie bekommt ein Oldtimer ein H-Kennzeichen?
Zwei der wichtigsten Fragen klären wir gleich zu Beginn. Nämlich "ab wann" und "für wen" gibt es H-Kennzeichen? Das Kennzeichen für historische Fahrzeuge ist – wie der Name schon sagt – für Oldtimer vorgesehen, also Fahrzeuge, die älter als 30 Jahre alt sind. Diese müssen sich nachweislich weitestgehend im Originalzustand befinden, dürfen entsprechend restauriert oder auch zeitgenössisch getunt sein. Nur dann können sie mit einem H-Kennzeichen zugelassen werden.
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Welche Gutachten werden fürs H-Kennzeichen benötigt?
Um festzustellen, ob sich das Fahrzeug in einem "H-tauglichen" Zustand befindet, ist eine Abnahme nötig. Daher ist ein Gutachten nach § 23 StVZO die zwingende Voraussetzung für den Erhalt eines H-Kennzeichens. Beurteilt wird dabei der Gesamtzustand, der technische Zustand, die optische Erscheinung und die Originalität. Sofern sie zeitgenössisch sind, werden unter Umständen auch (Tuning-)Umbauten anerkannt. Je nach Prüfstelle kann die Beurteilung streng oder weniger streng ausfallen und eine kleine Roststelle die Abnahme vereiteln oder eben nicht. Die Kosten für ein solches Gutachten liegen meist zwischen 100 und 400 Euro. Jedes Fahrzeug braucht darüber hinaus selbstverständlich auch eine gültige Hauptuntersuchung.
Wer macht das H-Gutachten?
Die Abnahme des Oldtimers nach § 23 StVZO erfolgt von anerkannten sachverständigen Personen, Prüfer:innen, oder Prüfingenieur:innen in den Prüfstellen von TÜV, Dekra, GTÜ und KÜS.
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Was kostet ein H-Kennzeichen?
Neben den normalen Kosten für die Zulassung (Gebühren für die Zulassungsstelle und Kosten für die Nummernschilder) müssen die Kosten für das Oldtimer-Gutachten mit einkalkuliert werden. Folgende Posten fallen an:
Hauptuntersuchung: 80 bis 150 Euro
H-Zulassung: rund 40 Euro
Oldtimer-Gutachten: 100 bis 400 Euro
Kennzeichen: 20 bis 30 Euro
Optional Wunschkennzeichen-Reservierung: 10,20 Euro
Optional Kennzeichen nach DIN 1451: 100 Euro (Bearbeitungsgebühr)
Wie hoch ist die Kfz-Steuer mit H-Kennzeichen?
Mit Erteilung des H-Kennzeichens kommen Oldtimerbesitzer:innen in den Genuss von Steuervorteilen, denn die Kosten für die Kfz-Steuer betragen für Oldtimer pauschal 191,73 Euro. Doch der Bundesrechnungshof möchte diese Pauschale jetzt kippen. Der Grund: Aufgrund der Langlebigkeit der Autos seien immer mehr Oldtimer auf den Straßen unterwegs. Dadurch gingen dem Bund viele Steuereinnahmen verloren. Ursprünglich war die Oldtimer-Besteuerung für rund 135.000 Fahrzeuge vorgesehen, laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) waren im Jahr 2020 bereits 343.230 Autos mit H-Kennzeichen unterwegs – viele davon auch als Alltagsfahrzeuge. Die Nutzung eines Oldtimers als Alltagsfahrzeug widerspreche laut Bundesrechnungshof der Intention des H-Kennzeichens, "historische Sammlerstücke zur Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturguts" zu fördern. Entsprechend könnte die Besteuerung also überarbeitet werden. Wann und in welchem Umfang ist aber noch nicht klar.
Es gibt jedoch ein paar Ausnahme-Modelle, bei denen die Steuer regulär sogar niedriger ausfällt, als mit H-Kennzeichen. Möglich macht das ein Hubraum bis 700 ccm und eine entsprechende Steuer bei Schadstoffklasse Euro 0 von 177 Euro. Beispiele dafür sind die Isetta mit maximal 300 ccm oder der Citroën 2CV, der ab Werk eine maximale Hubraumgröße von 602 ccm bietet.
Darf man mit H-Kennzeichen in eine Umweltzone fahren?
Autos mit H-Kennzeichen dürfen in grüne Umweltzonen einfahren. Mit dem regulären Kennzeichen werden Oldies hingegen wie Neuwagen eingestuft. Der Vorteil daran: Es fallen keine Kosten für die H-Zulassung an. Der Nachteil: Je nach Schadstoffklasse darf man nicht in die Umweltzonen einfahren und die Kfz-Steuer ist meist höher.
Was benötigt man für ein H-Kennzeichen?
Bei der Kfz-Zulassungsstelle wird folgendes benötigt, um einen Oldtimer mit H-Kennzeichen zuzulassen:
Oldtimer-Gutachten nach § 23 StVZO
Hauptuntersuchung
Zulassungsbescheinigung Teil 1 und Teil 2
Amtliches Kennzeichen
Nachweis über eine gültige Kfz-Haftpflichtversicherung
SEPA-Lastschriftmandat zum Einzug der Kraftfahrzeugsteuer
Personalausweis oder Reisepass mit aktueller Meldebescheinigung
ggf. Reservierungsbestätigung für ein Wunschkennzeichen
Saisonkennzeichen oder Wechselkennzeichen mit H?
Wer seinen Oldtimer nur in der warmen Jahreszeit bewegen will, kann das Saison-H-Kennzeichen wählen, das seit 1. Oktober 2017 verfügbar ist. Die gesetzlichen Regelungen sind identisch mit denen für das normale H-Kennzeichen. Die Kosten für Steuer und Versicherung fallen nur für den gewählten Zeitraum an, der bei der Zulassung angegeben wird. Wählbar sind zwei bis maximal elf Monate. Die jeweiligen Monatsziffern werden im Kennzeichen eingeprägt. Vorteil: Man muss im Frühjahr und im Herbst nicht zur Zulassungsstelle und spart Zeit und Kosten. Nachteil: Das Fahrzeug darf im Zeitraum ohne Zulassung nur auf Privatgrund abgestellt werden.
Seit 2012 kann ein H-Kennzeichen auch als Wechselkennzeichen beantragt werden. So können zwei Fahrzeuge mit einem Kennzeichen betrieben werden. An beiden Fahrzeugen wird je ein kleines Zusatzschild (etwa 1 und 2) befestigt. Das eigentliche H-Kennzeichen wird jeweils an das Fahrzeug montiert, mit dem man gerade unterwegs ist. Vorteil: Man kann seinen Oldies je nach Laune und Wetter ohne Zulassungsaufwand bewegen und die Kosten der Versicherung aufgrund von Sondertarifen für das zweite Fahrzeug senken. Nachteil: Man spart keine Steuern, weil beide Fahrzeuge separat versteuert werden. Und der Oldtimer, der gerade kein Kennzeichen montiert hat, muss auf privatem Gelände stehen.
Klappt eine Zulassung für noch nie angemeldete Oldtimer?
Auch Oldtimer, die mindestens 30 Jahren zuvor vom Band gerollt, bisher aber nie zugelassen worden sind, können das H-Kennzeichen erlangen. Gerade bei importierten Fahrzeugen tritt dieses Problem häufiger auf, etwa, weil das Erstzulassungsdatum nicht in den Importpapieren dokumentiert ist. In solchen Fällen muss das Fahrzeugalter anderweitig nachgewiesen werden, beispielsweise durch die Vorlage eines Kaufvertrages, eines Auslieferungsdokuments des Händlers oder die Bestätigung des Herstellers, wann das Fahrzeug produziert wurde. Das bestätigt auch der TÜV Nord: "Das Erstzulassungsdatum bisher nie zugelassener Fahrzeuge kann, bei Vorliegen entsprechender Nachweise, bezüglich der Oldtimer-Richtlinie mit dem Produktionsdatum gleichgestellt werden."
Auch die Dekra bestätigt, dass alternativ zum Erstzulassungsdatum das Fahrzeugalter auch anhand des Baujahres nachgewiesen werden kann. Der ADAC empfiehlt bei einem solchen Vorgehen in jedem Fall eine Auskunft aus dem zentralen Fahrzeugregister des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) einzuholen, um nachzuweisen, dass das Fahrzeug in Deutschland noch nie zugelassen war beziehungsweise nicht als gestohlen gemeldet ist.
Das H-Kennzeichen ist eine sehr gute Möglichkeit, um bei Oldtimern Steuern zu sparen. Doch auch lohnt sich das Rechnen: Besonders Autos mit wenig Hubraum oder einem geregelten Katalysator können mit regulärem Kennzeichen günstiger sein.